Die Polarlys

Der alte Mann und das Schiff

Ralf

4 Min. Lesedauer

Endlich ist es so weit. Noch eine letzte Rückenmassage, Einlagen vom Schuhmacher geholt und den Koffer noch einmal komplett umgeräumt. Habe mich eigentlich nur bei den Schuhen umentschieden und auf festeres Schuhwerk gesetzt. Da aber Kleidung und Schuhe zueinander passen sollten, musste in der Folge auch noch an der einen oder anderen Stelle umdisponiert werden.

Jetzt heißt es warten auf meinen Schwager Frank, der mich freundlicherweise zum Flughafen bringt. Und Frank ist pünktlich. Um elf Uhr werden 22 Kilo Koffer, acht Kilo Handgepäck und gefühlt fünf Kilo Winterjacke im Auto verstaut und nach kurzer aber unterhaltsamer Fahrt am Flughafen wieder ausgeräumt. Es folgt eine nur kurze Verabschiedung, wir sehen uns ja in 12 Tagen wieder.

Gepäck und Ralf einchecken erfolgt routiniert und schnell. Um zwölf sitze ich schon hinter der Zoll-Linie. Nun heißt es die Zeit bis zum Abflug mit Frühstück und lesen füllen. Der Flug selbst beginnt pünktlich um 14:05 Uhr,ist wegen einiger Turbulenzen zwar etwas ruppig aber ansonsten ereignislos. In den ganzen zwei Stunden Flug keine Sicht nach unten, da zwischen D-Dorf und Bergen eine geschlossene Wolkendecke liegt. Erst als wir in Bergen zur Landung ansetzen, wird das raue und zerklüftete Land sichtbar. Um mich herum sitzen ausschließlich Gäste der Polarlys, dem Schiff, dass uns in den nächsten Tagen als Heimat dienen soll. Lustig ist, dass wir einen Hafen überfliegen und die meisten der Passagiere bei der ersten Schiff-Sichtung schon der Meinung sind, das es sich um die Polarlys handeln müsse.

Vom Flughafen geht es mit dem Bus zum Hafen. Alles vollkommen easy und relaxed. Hier am Check-In die Bordkarte holen und dann an der Sicherheits- und Hygieneunterweisung teilnehmen. Teilnahme ist Pflicht. Wer den Aufkleber nicht hat, kommt nicht an Bord. Ich nehme selbstverständlich teil und kann schon einen ersten Blick auf die Polarlys werfen. Natürlich sofort mit der kleinenKamera Fotos gemacht. Ganz schön groß, der Pott, passt nicht ganz auf’s Bild. Man kann auf dem Foto tatsächlich mein Kabinenfenster sehen (auf’s Bild klicken, dann wird’s größer). Sie liegt in der Reihe direkt unterhalb der Rettungsboote in Blickrichtung vor der Brücke. Es ist das dritte Fenster vom Bug aus gesehen.

Frisch geschult geht es um 18 Uhr endlich in diese Kabine. Mein Koffer ist auch schon da. Einzelkabine im vorderen Teil des Schiffes. Mit Seeblick. Nicht groß aber dicke ausreichend. Auf Schiffen geht es bekanntlich immer etwas enger zu. Meine Sachen konnte ich jedenfalls allesamt ordentlich in den Schränken verstauen, ebenso Koffer und Rucksack. Da gab’s in so manchem Hotel aber schon deutlich mehr Probleme. Allerdings darf man nicht verschweigen, dass diese Kabine für zwei Personen gedacht ist und von manchen der Gäste auch so bewohnt wird. Das ist dann doch schon etwas sehr eng.

Ein erster Rundgang zeigt ein modernes Schiff, dass den Spagat aus Kreuzschiff und Arbeitspferd hervorragend meistert. Ich fühle mich sofort wohl hier. Auch das Essen ist frisch und gut. Heute gibt es ein Buffet. Viel Fisch, genau mein Fall. Und Süßspeisen! Gönne mir dabei ein Glas Wein für 79 NWK. Das ist für hiesige Verhältnisse und Schiff-Bonus eigentlich fast günstig zu nennen, aber rechnet es mal aus.

Zur Ruhe komme ich hier nicht. Mein erster Rundgang zeigte mir auf dem Hinterdeck gleich ein, zwei interessante Bildmotive. Dabei wollte ich heute eigentlich noch nicht fotografieren. Aber was soll’s. Kamera und Stativ aus der Kabine geholt und Bilder geschossen. Schade nur, dass ich die Fotos nicht direkt hochladen kann. Ich muss sie erst noch derart bearbeiten, dass sie nur wenig Speicherplatz belegen. Die 3 bis 10 MB eines Originalbildes sind definitiv zu viel. Es kann daher passieren, dass ich Fotos erst nachträglich in den Bericht einarbeite.

Jetzt sitze ich in einem weichen und bequemen Sessel im Panoramaraum und schreibe diesen Bericht. Dabei schweift mein Blick immer wieder zu den Frontfenstern, vor denen ich sitze. Ein Ausblick, wie ihn auch der Kapitän hat. Nur gibt es hier kaum Fremdlicht. Eine Decke mit kleinen Glühlämpchen simuliert den Sternenhimmel und ist die einzige Lichtquelle (neben dem Bildschirm meines Laptops). Uns gegenüber erheben sich von Häusern und Laternen erleuchtete Hügelketten. Im Hintergrund singt ein Folk-Duo aus Bergen einige Weisen zum Klavier. Eine sehr entspannte und angenehme Atmosphäre. Soeben beginnt das Schiff in einer relativ niedrigen Frequenz zu zittern, die Schiffsdiesel sind angelaufen. Wenn der Zeitplan eingehalten wird, legen wir in 50 Minuten ab. Die Reise zum Nordkap kann beginnen.