Jetzt wird's eng

Aus einem vermeintlich ruhigen und ereignislosen Tag wird ein Tag voller unerwarteter neuer Eindrücke

Ralf

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Gestern ließ ich ja bereits durchblicken, dass der heutige Tag noch ereignisloser als der gestrige werden könnte. Dazu ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen würde (Katzen sind da anders). Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Einheitsgrau mit tief hängenden Wolken. Dazu Schneeregen und ein mittelkräftiger Wind, der mit einer unglaublichen Effizienz dafür sorgte, dass auch wirklich alles nass wurde. Mein täglicher Rundgang an Deck viel dementsprechend kurz aus. Ein mittelkräftiger Wind ist allerdings nicht in der Lage, das Schiff in irgend einer Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen. So wurde aus der gestrigen Schaukelfahrt am späten Abend wieder eine Busfahrt. Gut für einige Mitreisende, langweilig für mich.

Was für ein Tag also heute. Schneeregen, keine Farben und sonst auch nichts los. Also bin ich erst mal mit dem Laptop in die Panoramalounge und habe eine E-Mail beantwortet. Dabei dann die Durchsage, dass wir nun eine 5 km lange, 100 m breite und 7 m tiefe Passage , die Risøyrenna, nach Risøyhamn durchfahren würden. Bei einem Tiefgang von 5 m zwar noch ordentlich Wasser unter’m Kiel, aber doch nicht uninteressant. Also raus, gucken, staunen und Fotos machen. Die Fahrtrinne wurde extra für eine schnellere Passage ausgebaggert und mit Pfählen markiert. Wirklich nicht sehr breit, wenn man die Größe unseres Schiffs bedenkt. Das Erstaunliche war, dass ich trotz der Lichtverhältnisse den Grund sehen konnte. Das Wasser ist hier sehr klar und jenseits der Rinne auch nicht sehr tief. Schade, dass man das nicht sehr gut mit einem Foto dokumentieren kann.

Dafür klart das Wetter aber langsam auf. Der Schneeregen hat sich gelegt und ab und an gibt es sogar helle Stellen am Himmel, die darauf schließen lassen, dass es die Sonne noch gibt. Teilweise sehr tief hängende Wolkenbänder zwischen den schneebedeckten und nun auch wieder mit Bäumen bewachsenen Berghängen ergeben in Verbindung mit den Hellen Streifen im Himmel ein fast unirdisches Panorama. Deshalb habe ich mich mit Laptop und Tee in den Barraum auf dem 4. Deck gesetzt. Hier genieße ich das Bus fahren auf fast spiegelglatter See. Während ich immer wieder aus dem Fenster schaue, schreibe ich ein bisschen an diesem Bericht und träume von einer erweiterten Fotoausrüstung. Doch keine Fotoausrüstung der Welt kann diesen Ausblick ersetzen, geschweige denn selbstständig oder „automatisch“ in Szene setzen. Das mit eigenen Augen gesehen zu haben, ist schon was besonderes.

Und es ging Schlag auf schlag weiter. Nach Mittag legte das Schiff in Stokmaknes an. Hier wurde Hurtigruten gegründet. Folglich gibt es auch ein Museum, welches allerdings von einem kleinen Verein betrieben wird. Dieser wird von Hurtigruten unterstützt, deshalb haben alle Gäste in Besitz einer Bordkarte freien Eintritt. Da dort ein älteres Schiff der Linie, die MS Finnmarken, auf Kiel liegt und besichtigt werden kann, hab ich das natürlich nicht ausgelassen. Also wieder die Kamera raus und ab in’s Museum. Die Bilder wie immer in der Galerie.

Um 16 Uhr dann die Durchfahrt durch den 26 km langen Raftsund. Eine der schönsten Passagen der Route und bekannt durch Norwegens schönsten Fjord, den Trollfjord. Ich hatte dieses Thema ob der Uhrzeit und des Wetters eigentlich für mich abgehakt. Doch wieder einmal musste ich allem Abbitte tun. Das Wetter war gar nicht ganz so schlecht und das Licht war auch noch ausreichend. Also nix wie raus mit der Kamera und Knipsen, was das Zeuch hält. War gar nicht so einfach, herrschte nämlich dichtes Gedränge am Bug. Aber nach einer Stunde in der Kälte war klar: Grandiose Bilder gesehen und hoffentlich gute Fotos gemacht! Wirklich erstaunliche und faszinierende Landschaft. Schade nur, dass wegen Lawinengefahr der Trollfjord nicht angefahren werden konnte. Muss deshalb im Sommer unbedingt noch mal wieder kommen. Dann ist sicherlich auch alles ein wenig farbiger, denn wenn man die Fotos so betrachtet, könnten es auch Schwarz-/Weißfotos sein. Gut, dass wenigstens ab und an etwas Farbe in’s Spiel kam.

Hatte ich gedacht, der Tag wäre nun gelaufen, so wurde ich wieder eines Besseren belehrt. Im nächsten Hafen, dem Hafen von Svolvær, gab es eine Eisskulpturenausstellung mit einer Eisbar: Magic Ice Lofoten. Also nach dem Dinner schnell in die Jacke und in die Ausstellung. Nicht schlecht. Leider sehr schwer zu fotografieren, da sehr dunkel. Eigentlich schade, die Betreiber könnten die Skulpturen durch eine gezieltere indirekte farbige Beleuchtung noch viel besser in’s rechte Licht setzen. Aber es muss ja nicht immer alles zu 100% perfekt sein. Die Eisbar habe ich mir bis auf den Begrüßungsdrink, serviert in einem Eisbecher, gespart. War noch zu früh für hochprozentigen Alkohol.

Tja, so kann es gehen. Ein Tag, der eigentlich Zeit zur Muße und Besinnung verhieß, entpuppte sich recht schnell zu einem Tag voller Ereignisse und Abwechslung. Ich habe heute sehr viele Fotos gemacht. Beileibe nicht alle gut, aber jedes für sich ist ein Stück Erinnerung an eine faszinierende Landschaft.