Bergen - Köln
Es heißt nun schweren Herzens Abschied nehmen

Heute ist der letzte Tag auf der MS Polarlys. Alles ist in einer Hektik, die für dieses Schiff eher ungewohnt ist. Um 10 Uhr müssen die Kabinen verlassen sein. Was für ein Problem! Wo wir doch erst um 14:30 Uhr in Bergen ankommen! Wie kann ich mir da einen Sitzplatz sichern? Und was machen Engländer und Deutsche in einem solchen Fall? Richtig. Früh morgens schon Handtücher auslegen und Plätze reservieren. Nun ist das mit den Handtüchern hier ein Problem, denn die gehören zum Schiff und müssen in der Kabine bleiben. Aber zum Glück gibt es ja noch Handtaschen, Jacken und Ehemänner. Zur Not geht man eben getrennt frühstücken. Hauptsache der Wunschsitzplatz bleibt gesichert.
Nun, ganz so schlimm wie eben geschildert ist es sicherlich nicht. Ich habe im Salon des 4. Decks (der mit Internet) die freie Platzwahl gehabt und konnte mir sogar einen Platz am Fenster mit Steckdose nehmen ( obwohl, so ein Apple Notebook braucht ja eigentlich keine Steckdose ;-) ). Aber auf dem Weg zum und vom Frühstück konnte ich mehrfach derartigen Gesprächen lauschen. Es wurde damit geprahlt, wer denn zuerst die Plätze mit Jacken und anderen Utensilien belegt hat. Wirklich lustig.
So sitze ich nun hier auf Deck vier an der Panoramascheibe und schaue auf die vorbeiziehenden Inseln und Inselchen. Sie kommen und gehen in den verschiedensten Formen und Farben. Gerade ist es eine kleine Insel in Form eines Sombrerohutes, deren Hutkegel einseitig und warm von der tief stehenden Sonne beschienen wird. Durch die Bewegung des Schiffes ändern sich Gestalt und Wirkung jedoch laufend. Ein faszinierendes Schauspiel, an dem man sich gar nicht sattsehen kann.
Gerade fahren wir durch die Schuhmacher-Enge. Die Felsen kommen an Steuerbord bis ca. 10 m an das Schiff ran. Durch das klare Wasser kann man den Grund sehen, der allerdings recht weit unten liegt. Also mehr als genug Wasser unter’m Kiel. Ein Seeadler verfolgt majestätisch gleitenden für einen viel zu kurzen Zeitraum unseren Weg. Ich bin so fasziniert, dass ich glatt das Fotografieren vergesse. So nah hab ich den Seeadler in freier Natur noch nie gesehen. Auch dieser letzte Tag schafft es also noch, durch Superlative zu überzeugen.
Noch zwei Stunden bis Bergen. Ich werde jetzt das Laptop ausschalten und mich ein letztes mal an Deck begeben. Danach geht es dann zum Flughafen und über die verbotene Stadt nach Köln. Das war er also, der letzte Bericht von Bord der Polarlys.
Nachtrag: Die zwei Stunden bis Bergen waren ein unbeschreibliches Schauspiel. Der Kapitän hatte sich wegen des schönen Wetters für einen anderen, sehenswerteren Weg nach Bergen entschieden. Bei Kaiserwetter über die See gleiten, kein Wind und eine Sonne, die schon richtig aufwärmte. Immer mehr Sportboote kreuzten unseren Weg. Norweger in Urlaubslaune. Dann Bergen in Sicht. Das Schiff lässt sein Horn klingen. Drei, vier mal. Das Echo der umgebenden Bergen lässt nicht lange auf sich warten. In unglaublicher Lautstärke hallt es von ihnen zurück. Ich weiß nur eins: Ich will eigentlich gar nicht von Bord und selten ist mir ein Abschied so schwer gefallen!
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