Wild Ginger I
Erste Begegnung mit meinem Traumhaus

Es ist 05:05 Uhr Ortszeit und ich schaue dank der bodentiefen Fenster aus dem Bett heraus auf den Brisbane River und die Brisbane Skyline. Heute ist unser letzter Tag hier. Schon heute Mittag geht es nach Cairns und ein komplett neuer Abschnitt unserer Reise beginnt. War der erste Teil der Reise noch von und durch die Familie bestimmt und geschützt, sind wir ab heute auf uns alleine gestellt. Nun heißt es also Brisbane ade.
Den letzten (halben) Tag verbringen wir mit Koffer packen, klar Schiff machen und so ’nem Kram. Nichts, was in einem Blog mehr als drei Zeilen füllen dürfte :). Um 13:05 Uhr soll der Flieger nach Cairns gehen. Auf Ninas Anraten melden wir uns flugs bei Uber an, diesem über die Uber-App organisierten Taxidienst von Privatfahrern, der bei uns so sehr in der Diskussion steht. Start– und Zielort sowie Wagenklasse (mächtig groß, wegen der zwei Koffer á 26 kg Koffer und dem reichlich Handgepäck) angeben und schauen, wie lange es denn so dauern könnte, bis sich jemand unser erbarmt. Elf Minuten! In 11 Minuten soll der Wagen vor Ort sein?! Da wir als Abholort vorsichtshalber den Supermarkt um die Ecke angegeben haben (die ‚echten‘ Taxifahrer kennen die korrekte Adresse nicht), müssen wir uns schon sputen. Wir warten auch nicht lange, da kommt John schon mit seinem Jeep um die Ecke, lädt uns und unser Gepäck ein und bringt uns kurzerhand zum Flughafen. Auf der Fahrt dorthin führen wir ein sehr kurzweiliges Gespräch mit ihm. Ach, wenn Taxifahren doch immer so sein könnte. :) :) :) :) :) Smilies für Nina für den Tipp und fünf Sterne für John in der Bewertung bei Uber.
Abfertigung und Flug verlaufen problemlos, ebenso die Entgegennahme des bereits in Deutschland gebuchten Autos. Ein Kia Cerato, dessen Kofferraum so groß ist, dass ich all unser Gepäck dort unterkriege. Wahnsinn! Bei Fahrtantritt dann gleich zwei Probleme: Die TomTom-App will die Hausnummer nicht akzeptieren und der Blinkerhebel ist auf der falschen Seite. Ich weiß nicht, wie oft ich die Scheibenwischer betätige anstatt zu blinken, bis ich den Bogen endlich raus habe. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in Irland oder Schottland ähnliche Probleme gehabt hätte. Waren da die Hebel vielleicht auf der ‚richtigen‘ Seite?
Auf der Fahrt zu unserem neuen Domizil entern wir erst einmal einen Supermarkt in Cairns, denn unsere neue Unterkunft liegt 50 km südlich mitten im Wald. In dieser Gegend gibt es nur ein Geschäft, das natürlich entsprechende Preise verlangt. Auf der Fahrt nach Bellenden Ker versucht Andrea das Problem mit dem Routenplaner zu lösen und kommuniziert daher mehrfach mit Naomi, unserer Gastgeberin. Letztendlich ist es ganz einfach: Niemals links abbiegen. Die Fahrt verläuft, neben einigen Scheibenwischerbetätigungen, problemlos. Der letzte Kilometer durch den Busch ist dann etwas abenteuerlich und fast hätte ich ein kleines Beuteltier erwischt, das unbedingt unmittelbar vor uns den Feldweg kreuzen musste. Was es genau war, konnte ich im Dämmerlicht und der Kürze der Zeit nicht erkennen: vielleicht ein Kurznasenbeutler.
Am Haus angekommen, sind wir einfach überwältigt. Ich kannte es ja schon aus Sabines Erzählungen und ihren Bildern, aber es selbst zu sehen? Das ist schon was anderes! Im englischen Sprachgebrauch gibt es das Wort amazing, welches leider gerade von den Amerikanern für jeden Bullshit zweckentfremdet wird. Doch hier möchte ich es einmal in seiner wahren Bedeutung verwenden: Amazing! Und das trifft es nur annähernd. Das Haus selbst, wie fast alle Häuser hier komplett aus Holz gebaut, strahlt eine unglaubliche Wärme aus. Es ist sehr geschmackvoll eingerichtet und illuminiert. Was sich besonders in der Dunkelheit bemerkbar macht. Das Umfeld wird von einem Bach bestimmt, dessen Rauschen unüberhörbar allgegenwärtig ist. Im oberen Teil bildet der Bach einen Miniatursee, der als Badeloch genutzt werden kann. In diesem See gibt es verschieden Fische und eine Schildkröte. Ein Fisch ist bereits 35 Jahre alt, wie Naomi uns erzählt. Und sie warnt mich vor der Schildkröte, sofern ich beabsichtige, nackt baden zu gehen. Sie wäre bereits etwas blind und immer auf der Suche nach Würmern :). Neben dem Haus ist es die Geräuschkulisse, die mich fasziniert. Hier ist es nie ruhig und mit Einsetzen der Dunkelheit geht es erst richtig los. Natur pur! Ich bin absolut glücklich hier. Andrea hat allerdings etwas Probleme mit dem Geräuschpegel. Heute Abend werde ich eine Aufnahme davon machen. Dann wisst ihr, warum.
Apropos Aufnahme. Bilder gibt es naturgemäß nicht so viele von diesem Tag. Und es gibt noch eine Einschränkung: Da hier das Internet nicht mehr so schnell angebunden ist wie in einer Großstadt, musste die physikalische Bildqualität etwas reduziert werden. Die hochgeladenen Bilder haben zwar noch die volle Größe, aber die JPEG-Qualität ist nur noch ‚Hoch‘. Diese Einstellung reduziert die Dateigröße auf ein fünftel gegenüber der maximalen Qualität. Dennoch ist so eine Datei aber immer noch ca. 2 MB groß. Ich denke, das ist ein guter Kompromiss, mit dem ihr leben könnt … ähhh … müsst.
Kleine Bildergalerie
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