Rain Forest

Ein Ausflug in den Regenwald - mit einer Seilbahn!

Ralf

7 Min. Lesedauer

Ein Trip in den Regenwald steht auf dem Programm. Zuerst soll es mit der Seilbahn über das Dach des Waldes gehen und anschließend mit einem altertümlichen Zug zurück in die Zivilisation. Gerade der erste Abschnitt, nämlich der mit der Seilbahn, ist so gar nichts für meine von Höhenangst geplagte Begleitung. Entsprechend groß ist ihre Vorfreude.

Zuerst müssen wir aber erst einmal wieder zurück nach Cairns, also eine knappe Stunde Auto fahren. Diesmal habe ich nur zwei mal den Scheibenwischer betätigt! So langsam wird’s :-). Weniger allerdings mit dem Auffinden der Seilbahnstation. Das Navi ist nicht korrekt gefüttert und führt uns ein wenig in die Irre. Eine nette Passantin hilft uns aber schnell aus der Patsche und wir schaffen es dann doch noch rechtzeitig zur Seilbahn. Warum diese Eile? Die Tickets werden für bestimmte Uhrzeiten ausgestellt. Unsere Fahrt sollte um 12 Uhr beginnen. Um fünf vor 12 sind wir da, haben also noch Zeit on mass :)

Pünktlich geht es in die Gondel, mit der Feststellung, dass die Uhrzeit wohl doch nur ein Richtwert ist. Wer ein 12 Uhr Ticket erworben hat, sollte so zwischen 11am und 1pm fahren. Muss man schon wissen, denn draufstehen tut’s nirgends. Egal, wir sitzen in dem vom Seil getriebenen Gefährt und die Fahrt geht los. Wir werden gleich mal richtig auf Höhe gebracht und so gefühlt 50m tiefer kommt denn auch schon der Erdboden in Sicht. Das Stöhnen und Jammern neben mir nimmt mit jedem Meter an Intensität zu. Gut, dass es keinen Not-Halt-Knopf gibt! Meine bessere Hälfte würde ihn wohl jetzt betätigen. Dann kommt auch wirklich der Spruch: „Eineinhalb Stunden halte ich das nicht aus!“. So lange soll die Fahrt nämlich laut Ticket gehen. Und anstatt sich an dem Grün der Eukalyptusbäume zu erfreuen, die die erste Wand von der Küste aus landeinwärts bilden, schaut meine Liebste lieber in den Himmel. Auf den Boden geht nämlich gar nicht, denn da gibt es offene Stellen, durch die man nach unten sehen kann. Dann endlich der große Moment der Erleichterung: Durch das Vorlesen der im Begleitmaterial für jeden Streckenabschnitt beschriebenen, besonders sehenswerten Elemente wird meine Liebste gewahr, dass bald eine Zwischenstation mit einem Stop kommt und die eineinhalb Stunden Fahrt diese und eine noch folgende Pause einschließen. Was für eine Erleichterung!

Der erste Stopp mitten im Regenwald dient der Vermittlung alles Wissenswerten zu den Regenwäldern an der australischen Ostküste. Ein Ranger nimmt uns mit auf eine kleine Rundtour und erklärt zuerst den Aufbau und die Funktionsweise dieses Waldes. Dann wird an einer Würgefeige beschrieben, warum sie von oben nach unten wächst und warum sie ihrem Namen alle Ehre macht. Sie befällt nämlich als nicht parasitärer Geselle den Wirtsbaum durch von Vogelkot verteilten Samen in den Baumwipfeln. Dort gibt es ausreichend Licht, um sich schnell und zielstrebig zu entfalten. Am Boden wären es nur 10%, zu wenig für die feige Feige. Erst einmal oben angekommen, werden natürlich Zweige und Blätter gebildet, aber auch immer mehr Stränge an den Ästen und Stämmen des Wirtes entlang spiralförmig nach unten Richtung Boden geschickt. Bei Erreichen desselben werden dort Wurzeln geschlagen. Wenn genügend Stränge den Boden erreicht und Wurzeln geschlagen haben, um eine dauerhafte Stabilität für die Feige zu garantieren, ziehen sie sich zusammen und erwürgen quasi den Wirt. So stirbt der ursprüngliche Baum aufgrund der auf diese Weise unterbundenen Nährstoffzufuhr langsam ab. Bei dem Baum, den ich fotografiert habe, sollen bis zum Mord noch ca. 200 Jahre vergehen.

Ein anderer Geselle des Regenwaldes lässt sich von einer Würgefeige nicht beeindrucken. Die Kauri Pinie z. B. verfolgt die Strategie, so schnell wie möglich mit nur wenigen Blättern und keinen Ästen so hoch wie möglich zu kommen, um dann eine ausladende Baumkrone zu entwickeln. Das schafft sie so gut, dass sie mit bis zu 50 Metern Höhe die höchste Baumart in Queensland ist. Gegen die Würgefeige schützt sie sich durch die Beschaffenheit ihrer Rinde. Diese ist glatt, weich und leicht schuppig und bietet der Würgefeige keinen Halt. Das Fehlen jeglicher Äste unterhalb der flächigen Baumkrone tut sein übriges. Hier hat der Würger keine Chance.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf begeben wir uns auf den zweiten Abschnitt der Seilbahnfahrt. Wieder viele Bäume, diesmal ganz dicht und dann noch eine richtig tiefe Schlucht mit einem Wasserfall. Innerhalb der Regenzeit muss der wohl so mächtig sein, dass er eine ständige Gischt erzeugt. Im Moment ist es mehr ein Rinnsal, dass da zu Tale stürzt. Da hier der nächste Halt vorgesehen ist, drehen wir auch hier eine Runde und machen die üblichen Fotos von Schlucht und Wasserfall. Wie immer bei solchen Bildern fehlt der Vergleichsmaßstab und sie wirken daher langweilig. Das nächste mal mache ich erst gar keine Fotos mehr von solchen Motiven.

Der letzte Teil der Gondelfahrt geht dann wieder zurück in die Zivilisation, nach Kuranda. Dieses Dorf scheint von nichts anderem zu leben als den Touristen, die wie wir einmal das schmale Band des Regenwaldes an der Ostküste von Queensland, sei es mit Seilbahn oder Zug, durchquert haben. Da wir mit dem Zug zurückfahren und bis zur Abfahrt noch zwei Stunden Zeit haben, machen wir einen kleinen Spaziergang am Fluss entlang und wieder hinauf in die „Einkaufsmeile“ von Kuranda. Hier wird schnell ein echter Ledergürtel maßgefertigt und wir finden tatsächlich endlich Hüte für uns. Und haben dabei noch das Glück, dass wir bei Abnahme von zweien nur eineinhalb bezahlen müssen. Das hat sich gelohnt :)

Die Rückfahrt mit dem Zug war ganz nett und vor allem gemächlich. So manches Teil an diesem Altertümchen von Zug ist schon über hundert Jahre alt, das Meiste stammt jedoch aus den 1920er Jahren. Leider nicht die Loks. Das sind welche neuerer Bauart. Doch in den gemütlich warm eingerichteten Wagen von anno Dazumal ist von den Zugmaschinen nichts zu sehen, so bleibt das Bild einer nostalgischen Fahrt größtenteils erhalten. Und ein klein wenig abenteuerlich ist es auch, da die Strecke teilweise an steilen Schluchten entlang führt. Seht euch dazu die Bilder an, denn erzählen kann man nicht viel von so einer Fahrt. Ausser vielleicht ein Zitat aus einem Zeichentrick-Film. Elch 1: Ich blicke was, das du nicht blickst und das ist gr… Elch 2: Boom!

So findet der Ausflug in den Regenwald ein ganz entspanntes Ende und wir beide sind froh, ihn gemacht zu haben. Genau so fro sind wir aber auch, als wir wieder in Wild Ginger ankommen, unserem Domizil hier bei Cairns. Und da uns das Haus und seine Umgebung so unglaublich gut gefällt, beschließen wir, einen Ruhetag einzulegen. Einfach mal nichts tun und vielleicht im vom Bach geformten Naturpool plantschen. Das wird ein schöner Tag. Von dem auch nichts berichtet wird!

Noch ein Nachtrag; Diesen Beitrag schreibe ich aus dem auf dem Titelbild im Vordergrund zu sehenden Hängestuhl heraus nach einem Tag der absoluten Entspanntheit. Es hat mich echt Überwindung gekostet, überhaupt zu schreiben. Ich liebe diesen Ort, denn hier kann man wirklich die Seele baumeln lassen. Das Bereitstellen der neuen Fotos dauert leider deutlich länger als geplant. Außerdem muss ich die Qualität der Galeriebilder weiter reduzieren. Bei der Zahl der Bilder, die ich hochladen möchte, gibt die zur Verfügung stehende Bandbreite einfach nicht mehr her. Die Bilder kommen jetzt mit 2400×1600 Px Größe, 240 dpi und 75% JPEG-Qualität. Das reicht immer noch locker, um sie sich gut anzusehen. Nur für einen Ausdruck ist das zu wenig. Aus technischen Gründen muss ich deshalb ALLE Bilder auch unter eine andere Bildverwaltung stellen, was ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird. Zeit, die ich nur dann aufzubringen gedenke, wenn mir der Sinn danach ist. Aber keine Sorge, da ich es ja gern mache, wird es nicht all zu lange dauern.

Und noch eine kleine Randgeschichte: Die neuen Fotos fangen mit einem schönen, rotäugigen Vogel auf unserer Veranda an. Wie konnte ich den so nah fotografieren? Der arme hatten einen Unfall. Ist mit überhöhter Geschwindigkeit gegen unserer Verandascheibe geflogen. Ich hab mich ganz schön erschrocken, so laut hat das geknallt. Und dann lag er da, atmete aber noch. Hat sich nur langsam wieder bekrabbelt und wurde zwischendurch sogar noch mal ohnmächtig. Ich dachte schon, es wär um ihn geschehen. Da er aber immer weiter atmete, bestand noch Hoffnung und die wurde nach einer endlos scheinenden Zeit dann Gewissheit. Nämlich als er die Augen wieder aufmachte und sich hinsetzte. Seine zu diesem Zeitpunkt sicher noch vorhandene Benommenheit habe ich für die Fotos genutzt.

Kleine Bildergalerie

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