Great Barrier Reef
Schnorlchen am Riff

Während des gestrigen Tages der Ruhe (daher auch kein Bericht) ist es mir doch tatsächlich gelungen meine Gattin dazu zu überreden, mich auf dem Trip zum Great Barrier Reef zu begleiten! Eigentlich stand dieser nur für mich auf dem Programm. Andrea ist nicht seefest und die Aussicht auf einen Transfer über das offene Meer auf eine schaukelnde Ponton-Plattform, auf der sie einen ganzen Tag verbringen sollte, hat sie stets dankend abwinken lassen. Noch dazu, wo sie doch mit Tauchen oder Schnorcheln nun wirklich nichts am Hut hat. Doch nachdem ich ihr das Angebot des hiesigen Anbieters gezeigt hatte, bei dem es nicht auf eine Plattform sondern auf eine richtige Insel im Riff geht, konnte sie dann doch nicht mehr nein sagen. Wie gut, dass sie das Kleingedruckte erst nach der Buchung gelesen hat :)
So sollte es denn heute morgen um 8:30 am am Malgrave River losgehen. Das schöne für uns: Der Abfahrtsort liegt nur 4,5 km von unserem Heim entfernt. Also konnten wir ausschlafen und uns in Ruhe fertig machen. Das war in den letzten Tagen nicht immer so.
Pünktlich am River angekommen, wurde direkt das Schiff geentert. Es fasst max. 100 Passagiere, ist also nicht sonderlich groß. Neben einem französischen Paar waren wir die ersten an Bord. Wir mussten aber noch auf die Teilnehmer aus Cairns warten. Nachdem deren Busse endlich eingetroffen waren, die Gruppe aus ca. 40 Personen komplett. Das machte die Sache übersichtlich und deutlich persönlicher. Einige Crew-Mitglieder fanden so Zeit, mit jedem ein Schwätzchen zu halten. Diese Art der Australier macht mir immer wieder Riesenspaß.
Etwas verspätet ging es dann endlich los. Zuerst den Malgrave River entlang bis zum offenen Meer, um dann die Insel Normanby auf den Frankland Islands anzusteuern. In dem Fluß soll es, wie kann es in Australien auch anders sein, Krokodile geben. Aber keine Haie. Auch nicht im Meer zwischen Riff und Festland. Den Haien ist im Gegensatz zu den Krokodilen das Wasser hier zu warm. Wie dem auch sei, Krokodile sehen wir wieder mal keine. Haie auch nicht. Aber schon bald das offene Meer und die anzusteuernde Insel am Horizont. Jetzt wird es Andrea etwas mulmig, wird sie doch schon seekrank, wenn sie am Ufer stehend ein Schiff schaukeln sieht :) . Aber die See ist ausgesprochen ruhig und so stehen wir zwei vorne am Bug und freuen uns gemeinsam auf die zu erwartenden Abenteuer.
Bis das Kleingedruckte sichtbar auf uns zu kommt! In Form eines Dingis, auf das wir auf See umsteigen müssen, weil uns unser Schiff nicht an den Strand bringen kann. Eine Mole oder etwas ähnliches gibt es nicht, ist alles Naturschutzgebiet.
Nach Helgoland hat Andrea eine kleine Phobie, was das Umsteigen auf See angeht. Das ich ihr damals, so vor ca. 26 Jahren, die Notwendigkeit des „Transportmittelwechsels noch vor dem Hafen“ verschwiegen habe, hat sie mir bis heute nicht verziehen. Und nun schon wieder so eine Aktion. Aber was soll ich sagen, sie hat es diesmal mit Bravour und Leichtigkeit gemeistert. Eine tolle Leistung bis jetzt: Seekrankheit getrotzt und die Grundvoraussetzung für ein Lotsenpatent geschaffen. Chapeau!
An Land dann erste Instruktionen für den ersten Schnorchel-Tauchgang auf der dem Land zugekehrten Seite des Riffs. Ein Übungsgang sozusagen. Masken und Flossen verteilt und ab ins Wasser. Leider ohne Andrea, aber das ist nun wirklich nicht ihr Ding. Das Wasser ist tatsächlich schön warm. Ganz anders als gestern im vom Bach gespeisten Privatpool. Schon beim ersten Tauchgang sehen wir alle möglichen Korallen und Fische. Natürlich auch den Clownsfisch, der, wo immer er gesichtet wurde, mit einem lauten ‚Nemo here‘ angepriesen wurde. Die Krönung eines solchen Tauchgangs, eine Schildkröte, haben wir auch gesehen. Obwohl unser Instruktor vorher darauf hingewiesen hatte, den Schildkröten nicht auf den Pelz zu rücken, damit sie nicht abhauen, mussten doch ein paar Spinner genau selbiges tun. Natürlich suchte Schildi wie angekündigt flugs das Weite. Schade!
Fortan habe ich mich abseits der Gruppe gehalten und bin meine eigenen Routen geschwommen. Das war alles so unglaublich schön, dass mir echt die Spucke weg blieb (machte aber nichts, die Gläser der Maske blieben auch so frei :) ). Liebe Leserschaft, auch wenn man das alles schon im Fernsehen gesehen hat, selbst mittendrin zu sein, ist eine ganz andere Hausnummer. Die Ruhe, nur unterbrochen durch gelegentliches Plätschern und die eigenen, langsamen Atemzüge, gab dem ganzen schon etwas Besonderes. Wirklich schade, dass Andrea solche Augenblicke nicht teilen kann. Ich bin mir sicher, sie wäre ebenso ergriffen wie ich.
Viel zu schnell war der erste Tauchgang zu Ende. Aber es gab Lunch und da musste man nun mal hin. Danach bin ich aber gleich wieder mit Andrea ins Wasser, habe eine Riesenmuschel sich schließen sehen und nach weiteren Schildkröten Ausschau gehalten. Leider Fehlanzeige. Doch nicht lange, da hieß es: ‚Advanced snorkeling now‘. Jetzt ging es endlich raus auf die dem offenen Meer zugewandten Seite. Dazu wurden wir mit dem Boot um die Insel gefahren und sind noch weiter vom Ufer weg. Nur was für gute Schwimmer.
Diesmal hab ich mich jedenfalls gleich von Anfang an von der Gruppe etwas abgesetzt und bin meine eigenen Wege durch die Korallen geschwommen. Und das Glück war mir dabei in besonderer Weise hold. Während ich so vor mich hin schnorchele und vor Begeisterung hin und weg bin, weil alles so schön und toll ist, kommt mir eine Schildkröte entgegen. Ich sehe sie erst im letzten Moment, da sie wie ich an der Wasseroberfläche schwimmt und ich nur nach unten gucke. Ich verharre sofort fast regungslos, währen sie dicht an mir vorbei schwimmt, kurz hinter mir wendet und unter mir durch zurück kommt. Ich bin ihr vorsichtig gefolgt, dabei auch abgetaucht aber immer auf Abstand bedacht. Das war der Hammer! Wie ruhig, gelassen und majestätisch diese Wesen durch die Korallen navigieren. Ebenso elegant wie ein segelnder Adler und mit unglaublich minimalistischen, aber doch effektiven Bewegungen. Die war so cool, die musste australische Wurzeln haben. Leider konnte ich ihr nur eine gute Minute folgen, sie war einfach zu schnell und zu wendig und musste nicht wie ich darauf achten, keine Korallen zu zerstören. Denen kam ich nämlich einige Male doch bedenklich nahe.
Leute, auf diesem gut einstündigen Tauchgang habe ich so viel gesehen und war oft so begeistert, dass ich es nicht in vernünftige Worte fassen kann. Amazing (siehe vorherige Artikel) reicht hier bei weitem nicht mehr aus. Dieser Tag war für mich grandios. Einer der größten überhaupt. Das ich das Privileg habe, hier sein zu dürfen und all dies sehen zu können, kann ich kaum fassen.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich, was denn Andrea die ganze Zeit gemacht hat. Nun, sie war schwimmen und ist anschließend noch einmal über ihren eigenen Schatten gesprungen und Glasbodenboot gefahren. Damit hatte sie in Ägypten ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Nach nur wenigen Minuten fahrt wurde so richtig Übel. Diesmal aber ging alles gut und so hat auch sie die Fische und Korallen des Riffs gesehen. An der gleichen Stelle, an der wir unseren zweiten Tauchgang hatten.
Schifffahrt auf dem offenen Meer, Umstieg in ein kleineres Boot auch auf dem offenen Meer, Glasbodenbootsfahrt. Andrea ist heute über eine Menge Schatten gesprungen. Trotzdem hat auch ihr dieser Tag sehr gut gefallen. Und auf der Rückfahrt waren all diese kleinen anfänglichen Angstpunkte kein Thema mehr. Der Umstieg vom Dingi ins Boot: professionell. Die Überfahrt: Kein Problem. Wir hatten beide unseren Spaß. Und das größtenteils gemeinsam. Dafür, dass ich den Tag doch ursprünglich alleine am Riff verbringen sollte, eine absolut schöne Sache!
Bilder von dieser Tour gibt es übrigens nur wenige, da ich nicht im Besitz einer Unterwasserkamera bin und auch die ‚große‘ Ausrüstung vor Salzwasser und Sand schützen wollte und somit gar nicht erst mitgenommen habe.
Kleine Bildergalerie
Share this post
Email