Stuart Highway II
Ein weiterer Tag on the road

Unser zweiter Tag, an dem wir fast nichts anderes als Kilometer machen und an dessen Ende unser Ziel Alice Springs steht, hat begonnen. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir den Aufenthalt im Caravan-Park nicht unnötig in die Länge gezogen haben. Nein, unsere Abreise glich eher einer Flucht :)
Die letzten ca. 380 km auf dem Stewart Highway lagen vor uns. So langsam begannen wir uns zu fragen, wann denn die Wüste als solche eigentlich zum Vorschein kommt? Gut, das Gelände wurde übersichtlicher, da es immer weniger Bäume, dafür immer mehr niedrige Büsche gab. Aber alles in allem blieb es doch sehr grün. Hat sehr wahrscheinlich mit der Jahreszeit zu tun, denn hier ist jetzt rein theoretisch Frühling. Rein theoretisch deshalb, weil mich ein Schild an einem Rastplatz über die jahreszeitlichen Verhältnisse aufgeklärt hat. Darauf heißt es: For the peaople who live in central Australia, the four season spring, summer, autumn and winter are more alien concepts … Das sagt ja wohl alles. Regen fällt hier nicht viel und wenn, dann heftig. Ansonsten ist es tagsüber warm (Winter) bis heiß (Sommer) und nachts kühlt es gut ab. Und trotzdem ist es recht grün hier. Eine nicht unerhebliche Biomasse, über deren Fortbestehen in der fernen Zukunft immer wieder unsere Gedanken kreisten. Dazu hatten wir noch das Glück, in einen dieser für Zentralaustralien so seltenen Regengüsse zu kommen. Schon von weitem, so ca. 60 km vorher, sahen wir das Wolkenband, aus dem der Regen niederging. Nach vielen Kurven, die uns erst weg, dann aber immer näher an die gesichtete Niederschlagszone brachten, viel schlagartig die Temperatur von 32°C auf 24°C und es wurde tatsächlich ordentlich nass.
Über die Faszination der beobachteten Vegetationswechsel und der angestellten Mutmaßungen dazu, über die Spannung, ob wir das Regengebiet nun streifen oder nicht, über all das haben wir ein wenig aus den Augen verloren, dass es nur noch 80 km bis Alice Springs waren. Als wir uns dessen bewusst wurden, waren wir beide doch tatsächlich etwas traurig, dass dieses vollkommen entspannte Cruisen auf dem Stuart Highway nun sein Ende finden sollte. Absolute Einigkeit herrschte darüber, dass uns diese Art des Reisens ausgesprochen gut gefallen hat. Ganz im Gegensatz zu den Erwartungen, besser Befürchtungen, die wir noch vor Antritt der Fahrt gehegt hatten.
Nun waren wir also in Alice Springs, im roten Zentrum Australiens. Natürlich hatten wir schon vor der Abfahrt drei Caravan-Parks ausgesucht, die wir in Alice anfahren könnten. Diesmal hatten wir uns vorgenommen, erst die sanitären Einrichtungen zu begutachten und dann denn Stellplatz zu mieten. Es sollten ja immerhin zwei Nächte werden. Unser Favorit, der Wintersun Car-Park, war das erste Ziel und gleich ein Treffer. Alles tiptop in Ordnung und sauber. Nur zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, war hier die ideale Ausgangslage für weitere Erkundungen. Dann aber der erste Schock. Es war kalt! Bitter kalt! So kalt, dass ich mir meine Fließjacke holen musste, so sehr klapperten meine Zähne. Ihr müsst das verstehen. Wenn man aus dem über 42°C heißen subtropischen Klimabereich kommt, sind 24,5°C einfach arktisch :) Einen Vorteil könnte das aber auf jeden Fall haben: Diese Nacht dürfte die Klimaanlage ausgeschaltet bleiben und eine himmlische Ruhe stünde uns bevor.
Der zweite Schock betraf unsere weitere Planung. In ganz Alice Springs war kein 4WD Mietwagen aufzutreiben. Den von Deutschland aus gemieteten können wir erst am Donnerstag in Empfang nehmen. Wir wollten aber vorher schon ein paar Touren ins Outback unternehmen. Doch wer rechnet mit so was? Wieder was gelernt. So werden wir jetzt erst einmal das Nachtleben von Alice Springs in Augenschein nehmen und morgen überlegen, was wir hier unternehmen wollen/können.
Kleine Bildergalerie
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