Zum Kings Canyon

Panik und Glück - alles an einem Tag

Ralf

4 Min. Lesedauer

Heute Morgen konnten wir endlich unser Mietfahrzeug in Empfang nehmen. Einen Toyota AWD. Doch erst einmal gab es einen gewaltigen Schreck: Für das Ausfüllen der Formulare wollten wir meinen internationalen Führerschein vorlegen, doch der war nicht zu finden. Ebenso wie die Reisepässe! Wir haben sie im Safe des WoMo vergessen und das könnte jetzt schon wer weiß wo sein! Die Panik könnt ihr euch vorstellen, oder? Jetzt kam die freundliche Dame des Mietwagenverleihs ins Spiel. Sie gab mir einfach den Autoschlüssel und meinte, wir sollten schnell zur Abgabestelle des WoMo fahren. Gesagt, getan. Auto stand noch dort, Papiere gefunden, alles gut. Wie uns der WoMo Service versicherte, wäre das WoMo schon am nächsten Tag nicht mehr da gewesen. Glück gehabt!

Eine Sache habe ich dann auch noch gelernt. Ein AWD (all wheel drive) ist nicht das Gleiche wie ein 4WD (four wheel drive). Für ersteren gibt es Beschränkungen hinsichtlich der unbefestigten Straßen, die man befahren darf. Ausgenommen sind alle als 4WD ausgeschilderten Tracks, unsealed und gravel raods dürfen aber befahren werden. Ein Glück, denn die Strecke, die ich unbedingt fahren wollte, die Mereenie Loop Road, ist eine gravel road, da durften wir also lang.

Mit nur kleinem Gepäck (die großen Koffer durften wir im Hotel lassen) und viel Sonne, Lust und guter Laune ging es also auf die Tour. Unser Ziel heute sollte das Kings Canyon Ressort sein. Eine reine Fahrtstrecke von ca. 370 km. Davon allerdings 155 km gravel road, eine unbefestigte Schotterpiste mit den in Australien so typischen Querrillen. Da wir das Auto nicht vor neun abholen konnten und dazu noch die oben geschilderten Probleme hatten, waren wir schon recht spät dran und mussten uns schon etwas sputen. Denn wie breits mehrfach erwähnt: Nicht nach Sonnenuntergang Auto fahren!
Unser ersten Abschnitt führte uns in den West Mac Donnell National Park und hier zum Ellery Creek Big Hole, einem ganzjährigen Wasserloch mitten in diesem sonst so trockenen Land, dass uns aber immer wieder mit seinen zahllosen Blüten überrascht hat. In dem Hole selbst darf man sogar schwimmen. Dazu war leider keine Zeit, außerdem konnten wir uns an dem wunderbaren Panorama nicht satt sehen. Ein wirklich schöner Ort! Leider wirken die Felsen, die das Wasserloch umschließen, auf den Fotos nicht so mächtig und allgegenwärtig, wie sie in Natura tatsächlich sind.

Vom Ellery Creek Big Hole ging es weiter zur Serpentine Gorge. Gorge ist das englische Wort für Schlucht bzw. Klamm. Die Wanderung dorthin durch die Hitze war schon nicht ohne. Der Anblick auch nicht. Allerdings – wer die Klams rund um Berchtesgarden kennt … Okay, wir haben die Serpentine Gorge gesehen und uns vorgenommen, weitere Gorges erst einmal aus dem Programm zu streichen. Das aber nicht nur wegen der Gorges an und für sich sondern eher wegen der noch verfügbaren Zeit. Da lagen ja noch 150 km unbefestigter Straße vor uns und auch noch ein gutes Stück, um überhaupt erst mal dorthin zu kommen. Also rein in den Wagen, Tankstop eingeplant und dann ab in Richtung Mereenie Loop.

Vor diesem Teilstück hatte Andrea ein bisschen Bammel und ich eine gewisse Vorfreude. Als es dann endlich hieß: Gravel Road, ging bei uns die Post ab. Mit 80 Sachen über eine Schotterpiste mit Quer- und Längsrillen, engen Kuppen und Senken, die die Stoßdämpfer schon mal ans Blech klopfen lassen. Das war ein wenig wie Wilde Maus (eine kleine, aber „giftige“ Achterbahn) in schnell. Der AWD machte sich richtig gut und ich ließ ihn denn auch das eine oder andere Mal ein wenig rutschen und driften. Letzteres geht ja bei einem AWD leider nicht wirklich gut :( Aber was soll ich sagen? Andrea, die sonst bei solchen Fahrten immer heilfroh ist, wenn sie vorbei sind, hatte ihren Spass! So richtig!! Vor ihr aus hätte die Strecke ruhig noch mehr Sand haben können und länger sein dürfen. Ich war so was von baff :)

Wir haben an diesem Tag also nach anfänglichem Schrecken unglaublich imposante Landschaften gesehen und einen heidenspaß auf der Strecke gehabt. Das Reststück normalen Highways zum Kings Canyon Ressort haben wir einfach nur still schweigend mit der Betrachtung der vorbeiziehenden Landschaft verbracht und genossen. Die langsam lange Schatten werfende Sonne tat das Ihrige dazu, um den ständig wechselnden Bildern ihren besonderen Reiz zu geben. Ein Reiz in rot, den wir nie mehr vergessen werden.

Eins noch zum Schluss: Das mit den Kangaroos muss wie das mit den Krokodilen ein australischer Gag sein, ähnlich den Wolpertinger in Bayern. Krokodile waren hier ja nicht wirklich zu erwarten, aber auf der ganzen Strecke nicht ein Känguru? Da stimmt doch was nicht …

Kleine Bildergalerie

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