Mount Field
Ein Tag im Mount Field National Park

Der Tag heute fing erst einmal mit Regen an. Dazu stürmte es ganz schön. Da die Wettervorhersage aber ab Mittag sonniges, trockenes Wetter und nachlassenden Wind ankündigte, machten wir uns fertig für einen Ausflug in den Mount Field National Park. Neben langen Hosen war die Regenjacke mit Fleece-Futter angesagt. Wie ungewöhnlich nach drei Wochen mit kurzen Hosen und T-Shirt oder kurzärmeligem Funktionshemd.
Nach einer Fahrt von ca. einer Stunde zuerst durch Hobart und dann langsam aber sicher in die Tasmanische Bergwelt kamen wir im Nationalpark an. Wir hatten uns für einen Rundweg und dann noch einen Abstecher über eine unsealed Road zum Lake Dobson entschieden. Doch zuerst hieß es, im Informationszentrum ein Tagesticket zu erwerben und eine kleine Mahlzeit in Form von Toast & Kaffee zu uns zu nehmen.
So gestärkt ging es dann auf den Rundwanderweg durch den tasmanischen Regenwald, der uns an drei Wasserfällen und einigen Baumriesen vorbeiführen sollte. Was gleich zu Beginn des Weges auffiel, war die große Anzahl umgestürzter Bäume. Darunter einige der wahrlich beeindruckenden Riesen-Eucayptus. In diesem Naturpark bleibt alles naturbelassen, es wird also nichts weggeräumt. Lediglich Stämme und Äste, die ein Durchkommen auf den Naturwegen verhindern, werden auf Wegbreite abgesägt. Alles andere davon bleibt links und rechts des Weges liegen. Die umgestürzten Riesen hatten eben ein Alter erreicht, wo ein Sturm oder Waldbrand reichte, um sie zu Fall zu bringen. Waldbrände sind auch hier keine Seltenheit, obwohl Tasmanien eigentlich eine eher feuchte Insel ist. Meist bleiben sie so niedrig und auf kleine Gebiete begrenzt, dass sie nur die jungen, nachwachsenden Bäume schädigen. Doch gelegentlich kann es in besonders trockenen Perioden schon mal dazu kommen, dass ein solcher Brand sich zu einem fast unbeherrschbaren Großbrand ausbreitet, der dann auch den Riesen gefährlich wird. Bei diesen Riesen handelt es sich übrigens um den Eucalyptus regnans, den Rieseneukalyptus. Er wird so um die 85 m hoch. Angeblich soll der längste Baum 132 m gemessen haben, was diese Baumart zur größten der Welt machen würde. Er wurde aber bei einem Buschfeuer vernichtet. Der derzeit größte noch lebende Vertreter misst 99,6 m und steht auch hier in Tasmanien. Auf unserem Rundweg hatten wir an einer Stelle die Möglichkeit, einen zu vermessen. Dieser brachte es immerhin schon auf 75 m, er hatte also noch Luft nach oben – im wahrsten Sinne des Wortes :)
Neben den Bauriesen haben wir natürlich auch noch die Wasserfälle und eine Menge andere Pflanzen gesehen. Insbesondere die Baum-Farne mit ihren teils bizarren Wachstumsmustern sowie die Moose und Flechten luden häufiger zum Verweilen ein. Leider war auf dieser Wanderung von der Fauna Tasmaniens nicht viel zu sehen. Selbst die überall zu hörenden Vögel nutzten die Dichte des Regenwaldes, um sich gekonnt vor unseren Augen zu verbergen. So mussten wir denn nach gut zwei Stunden diesen (recht anspruchsvollen) Rundweg mit einer Menge Bildern von Pflanzen aber keinem einzigen Tierbild abschließen. Schön war er trotzdem und ins Schwitzen gekommen sind wir ob der vielen Steigungen und Stufen (teils Natur, teils Holzstege) dann auch noch.
Nun sollte es noch zum Lake Dobson gehen. Dazu mussten wir zuerst einmal mit dem Auto weiter in den Park fahren, auf einer Gravel-Road! Meine Begeisterung könnt ihr euch vorstellen. Das war ein Spaß. Wenn ich doch nur einen Hecktriebler gehabt hätte. Das Profil entsprach in etwa einer finnischen Sommer-Rallyestrecke. Breit genug für ein Auto, mehr nicht. Abwechselnd Schotter und sandiger Untergrund. Wellen, Schlaglöcher, Querrillen und Kurven, Kurven sag ich euch. Die hatten es teilweise echt in sich. Und wenn dann am Ausgang auch noch Querrillen und eine Senkung der Fahrbahn dazukommen … das macht einfach nur Spaß! Andrea hat es diesmal mit Fassung getragen. nach dem Red Centre findet sie wohl auch langsam Gefallen an dieser Art von Autofahren :)
Als wir dann aus dem Waldgebiet herauskamen, öffnete sich vor uns der Blick auf ein Hochmoor und auf Berggipfel mit … Schnee! Hier gab es doch tatsächlich noch vereinzelte Schneereste. Ich weiß, ich weiß. Schnee gab es heute auch in der Eifel bei Euskirchen. Hier hab ich aber nicht mehr damit gerechnet. Ein kurzer Blick auf das Höhenmeter zeigte, dass wir uns auf 1080 m Höhe befanden. Nicht schlecht und nicht umsonst nennen die Tasmanier Tasmanien auch „The Switzerland of the South“.
Bis zum See war es nun nicht mehr weit. Das Auto geparkt, die dicke Jacke angezogen und geschlossen, Kamera gepackt und einmal rum um den wunderschön gelegenen See. Hier gibt es im Winter auch ein, wen wundert’s, Skigebiet. Diesbezügliche Warnhinweise auf Skifahrer sind nicht zu übersehen.
Die Runde um den See war schnell erledigt. Natürlich habe ich viele Fotos gemacht. Sind alle in der Galerie zu bewundern. Nun hieß es, das Auto wieder beladen und die Piste herunter zu fahren. Kaum war das Gepäck inkl. Kameratasche verstaut, was hüpft da über den Parkplatz? Ein kleinwüchsiger F-Prommi im Kangaroo-Kostüm? Nein! Ein echtes Känguru. Noch nicht mal ein kleines. Aufgerichtet etwa so groß wie Andrea. Während ich fieberhaft nach der Kameratasche angle und versuche, das Objektiv zu tauschen, verharrt das Tier in etwa 50 m Entfernung an einem Baum. Wie ich dann das Tele endlich drauf habe, hüpft es gemächlich von dannen in den Tann. Kein Foto! So ein Mist. Aber wir haben es beide gesehen und wissen nun, es gibt sie doch :) Also ist jetzt Schluss mit der Lästerei über den Mythos. Auf der Fahrt den Berg hinab dann die zweite Begegnung. Plötzlich taucht aus dem Gebüsch ein braunes Wesen auf, so groß wie ein kleiner Hund und rennt vor dem Auto her. Ich kann rechtzeitig bremsen und dieses Tier, dass ich im ersten Moment als Vielfraß einordne, rettet sich an den Straßenrand und verweilt dort ein wenig. Klettert ein Stück an einem Baum hoch, beobachtet uns kurz, kommt wieder herunter und trottet gemächlich in den Wald. Auch hier hat es nicht für ein Foto gereicht, was ich um so mehr bedaure, da ich das Tier nicht einordnen kann. Das Vielfraß ist nur in der nördlichen Hemisphäre verbreitet, es gibt es also weder in Australien noch in Tasmaninen. Ein Beuteteufel war es auch nicht. Die sind meines Wissens einen Tick kleiner und haben diesen charakteristischen weißen Streifen auf der Brust, ähnlich dem eines Kragenbären. Die verschiedenen Possums passen auch nicht. Ich steh also vor einem Rätsel und habe noch nicht einmal ein Foto von dem Tier.
Aber wie sagte es meine liebe Frau so schön: „Wir haben es doch gesehen und das war toll. Känguru, Wundertier, Greifvögel, Möwen, Gänse Enten, Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen – ne ganze Menge Tiere für einen Tag“. Recht hat sie. Und am Abend konnten wir noch einen draufsetzen. Meine Liebste sitzt abends gerne in der Fensternische und liest. Irgendwann meinte sie: „Was ist denn eigentlich img_5843da draußen los? Da ist doch was!“. Das Haus ist komplett aus Holz gebaut, müsst ihr wissen. da hört man alles. Als ich zu ihr komme, um mal nachzusehen, schauen gerade von draußen zwei kleine schwarze Knopfaugen herein. So ganz knapp über der unteren Fensterkante. Als sie mich wahrnehmen, gibt es ein kurzes Gepolter und auf dem Verandageländer sitzt ein Possum und schaut uns neugierig an. Noch ein Tier für die heutige Sammlung. Wenn das mal kein gutes Omen für morgen ist? Morgen gehen wir auf große Fahrt zu den Pinguinen. Da gibt es sicherlich viel zu berichten. Allerdings müssen wir da früh raus und deshalb jetzt erst einmal: Gute Nacht!
Kleine Bildergalerie
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