Cape Bridgewater

Vorbei an derLondon Bridge in das verschlafene Cape Bridgewater

Ralf

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Heute hieß es, unser lieb gewonnenes Domizil in Apollo Bay sowie die Gegend selbst zu verlassen. Damit uns das nicht so schwer fällt, hat in der Nacht Regen eingesetzt, der sich auch durch den Wecker nicht beeinflussen ließ. Als alle Sachen verstaut und wir zur Abreise bereit waren, regnete es immer noch. Aus diesem Grund hatte ich schon mal vorsorglich die Regenschirme im Rucksack von ganz unten nach ganz oben umsortiert und letztendlich dann doch außerhalb des Rucksacks hinten auf der Rücksitzbank deponiert. Eine Aktion, deren Folgen wir noch zu spüren bekommen sollten. Aber erst einmal ging es in das Kaffee mit der schönen Aussicht auf das Meer, um zu Frühstücken.

Erst danach ging es auf große Fahrt. Der Weg führte uns auf der hinreichend bekannten Strecke über Port Campbell weiter Richtung Westen in neue Gefilde mit neuen Viewpoints und Lookouts. Doch bei Regen machen solche Aussichtspunkte keinen Spaß, folglich haben wir auch nur selten angehalten. Ein Stop aber musste sein: Die London Bridge. Hatten wir doch zuvor am Loch Ard Gorge gelesen, dass dort eine Brücke eingestürzt sei, genau wie in den 90ern die London Bridge. Wir waren beide etwas sprachlos, konnten wir uns doch an ein solches Ereignis nicht erinnern. Später stelle sich dann heraus, dass eine unterspülte Felsformation, die aus zwei Bögen bestand, hier in der Gegend so genannt wurde. Von deren zwei Bögen ist dann einer eingestürzt und wir konnten sie nun bewundern. Nun kommen auch die Regenschirme ins Spiel. Immer, wenn ich mit einem Regenschirm losziehe, ist das eigentlich der Garant dafür, dass es NICHT regnet. So schien es sich auch heute zu entwickeln. Am Lookout konnten wir schon Fotos machen, ohne nass zu werden. Je weiter wir danach nach Westen fuhren, um so blauer wurden die Streifen am Himmel und irgendwann kam dann tatsächlich die Sonne dauerhaft durch. So erreichten wir Cape Bridgewater, unser heutiges Ziel bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von deutlich über 20°C.

Cape Bridgewater ist ein winziges verschlafenes Nest mit Charme und einem grandiosen Strand in einer grandiosen Bucht. Unser Hotel war im viktorianischen Stil erbaut, die Zimmer entsprechend ausgestattet (z. B. kein TV) und mit einer Veranda für alle Zimmer versehen. Ein überaus freundlicher Hausherr, der sich mit Dennis vorstellte, zeigte uns alles und empfahl uns dann, für das Dinner im Strandkaffee eine Reservierung vorzunehmen. Da das Strandkaffee nur fünf Minuten die Straße herunter war, haben wir das sofort in Angriff genommen. Der Vorschlag der Reservierung war durchaus ernst zu nehmen, denn in diesem Dorf gab es nichts anderes und der heutige Tag war auch der einzige in der kompletten Woche, wo ein Dinner angeboten wurde – bis 20 Uhr – und da sollte man mit dem Essen besser schon fertig sein. An den restlichen Tagen hat das Strandkaffee nur bis 17 Uhr geöffnet. Was für ein Glück für uns, dass heute Dinner-Tag war.

Da wir einen Tisch für 18:30 Uhr reserviert hatten, nutzten wir die restliche Zeit für einen ausgiebigen Strandspaziergang. Hosenbeine abgezippt, Schuhe und Socken ausgezogen, alles zusammen auf einem Stein deponiert und dann ging es los. Mit den Füßen und Beinen durch das unglaublich klare Wasser des Südpolarmeeres, das gar nicht so kalt war wie der Name es vermuten lässt. Laut Wetterseite hatte das Wasser 15°C. Entsprechend waren auch einige Aussi-Damen im Bikini!, andere im kurzen Neoprenanzug schwimmen. Dummerweise war meine Badehose im Koffer, der wiederum im Kofferraum des Autos lag. Das Wasser war so einladend, ich wäre ebenfalls gerne eine Runde schwimmen gegangen. Andrea allerdings war es noch zu kalt, so haben wir es beim Spazierengehen durch die Wellen belassen. Bei der Sonne, dem festen, feinen Sand unter den Füßen und dem klaren Wasser, das unsere Beine umspülte eine wirklich feine Sache mit 150% Urlaubsfeeling. Wir sind so weit gelaufen, dass wir uns schließlich sputen mussten, um rechtzeitig zum Dinner zu kommen. Unsere Schuhe etc. lagen übrigens immer noch da, wo wir sie zurückgelassen haben. Hier braucht man sich um solche Dinge einfach keine Sorgen machen.

Im Strandkaffee traf sich dann das ganze Dorf. Auch unser Gastgeber Dennis war anwesend, begutachtete unsere Bestellung und die Weinauswahl und befand beides für gut. Glück gehabt, denn Dennis weiß, was gut ist. Während des Essens fiel uns ein Tisch auf, an dem teils im breiten Berliner Dialekt, also deutsch gesprochen wurde. Nach dem Essen sprach mich ein Mann von diesem Tisch auf englisch an und ich antwortete auf deutsch. Das gab ein großes Hallo. Dabei stellte sich heraus, dass er mit seiner Familie, die ebenfalls am Tisch gesessen hatte, schon seit 21 Jahren in Australien lebt. Wir wurden kurzerhand in deren Haus eingeladen, dass ein Stück die Straße herauf am Hang lag. Es war ein fantastisches Haus mit einer fantastischen, unverbaubaren Aussicht auf die Bucht. Wirklich ein Ort, an dem man sich trotz dieser Abgeschiedenheit (Cape Bridgewater hat schon etwas von Ende der Welt) wohlfühlen kann. Wie sich das für ein Dorf gehört, kennt hier jeder jeden und so war Gerrit, unserem Gastgeber, natürlich sofort klar, bei wem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Er meinte, dass wir es gut getroffen hätten – wir auch!

So verbrachten wir ganz unverhofft einen wundervollen Abend bei netten Gesprächen mit netten Leuten und gutem Wein am Ende der südlichen Hemisphäre. Zum Abschluss leuchtete uns dann noch ein unglaublicher Sternenhimmel den Weg nach Hause. Ein Sternenhimmel, wie ihn Andrea noch nie zuvor gesehen hatte. Wir verbrachten also noch einige Zeit damit, den Himmel zu betrachten und so ging ein unerwartet schöner Tag dem Ende entgegen.

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