Kingston SE

Von Cape Bridgewater nach Kingston SE oder von Australien nach den Niederlanden

Ralf

5 Min. Lesedauer

Das Frühstück bei Dennis war wirklich ok. Neben selbstgemachter Marmelade und verschiedenen Toastsorten gab es die üblichen Cerealien. Das Rührei auf Toast bereitete er selbst zu. Überhaupt war dieses Haus eine One Man Show, denn wie wir von Gerrit erfahren hatten, lebt Dennis allein. Er gönnt sich allerdings eine Hilfe, die Morgens beim Frühstück und den Zimmern hilft.

Der Frühstücksraum selbst war schon sehenswert. Alles war mit Dingen, die mit Meer zu tun haben, dekoriert. An der Decke hing ein Fischernetz, an den Wänden Bilder, Fische und so weiter. Eben alles rund ums Wasser. Besonders interessant ein altes Waschbrett. Damit sollte wohl klar gemacht werden, dass die Seefahrerromantik nicht nur aus braungebrannten, bärtigen Typen mit Fernrohren im Ausguck bestand. Passend zur Deko lief Musik im Stile von Hans Albers, nur eben auf englisch. Hans Albers sagt euch nichts? Na, Seemannslieder eben. Alles in allem ergaben Ausblick, Deko und Musik ein so stimmiges Bild, dass man sich automatisch pudelwohl fühlen musste.
Beim Blick aus dem Fenster sah ich dann im Vorgarten des Hauses etwas, dass mir sattsam bekannt vorkam: Einen Blauzungenskink. Jetzt, wo ich dank Gerrit und seinem Sohn wusste, wie dieses seltsame Tier benannt wird, lief es mir an allen Ecken und Straßen über den Weg. Nicht nur hier im Vorgarten. Zwei Mal musste ich bereits einem die Straßen überquerenden Skink ausweichen, da ich sie nicht töten wollte. In Australien dank der leeren Straßen ja Gott sei Dank kein so großes Problem. Bei Gegenverkehr hätten sie nicht so großes Glück gehabt. Alles geht einmal zu Ende, so auch unsere Zeit in Cape Bridgewater. Sollte es einmal einen von euch dorthin verschlagen, kehrt in das Hotel Seaview ein oder schaut nach, ob Gerrit sein weites Haus mittlerweile bei AirBnB anbietet. Nachdem er von uns gehört hatte, dass wir Privatunterkünfte darüber gebucht haben, wollte er das für sich als Anbieter auch überlegen.

Heute sollte es dann über die B101, also immer an der Küste lang, nach Kingston SE gehen. Da uns das Navi komplett über die B1 leiten wollte, haben wir schon in Cape Bridgewater entschieden, die Anweisungen von HansHans zu ignorieren und weiter der Küstenstraße zu folgen. Das diese eine Sackgasse war, wurde uns dann später bewusst. Das am Ende der Strasse allerdings ein Scenic Lookout zu finden war, davon war nirgends die Rede. Wir also raus aus dem Auto, ein paar hundert Meter an die Klippen ran und runter zum Lookout. Ein Ort, an dem es eigentlich nichts anderes zu sehen gab, als das Meer, wie es gegen die Klippen rauscht. Das war aber so schön und auch so beeindruckend, dass wir hier etwas länger verweilt sind. Wir waren allein, um uns herum Ruhe. Nur einzelne Vogelschreie und aus der Tiefe das Donnern der Wellen gegen die Klippen und das Zischen der Gischt, wenn die Wassermassen an einem Felsengrat und Millionen von kleinen Tropfen aufgelöst und in die Höhe geschleudert wurden. Wir hätten es hier noch Stunden aushalten können.

Der Rest der Fahrt war dann ganz nett, aber nicht umwerfend. Wir entfernten uns ein Stück vom Meer und fuhren durch eine Landschaft, in der nur noch die Windmühlen fehlten, um sie Groß-Holland zu nennen :) Viel Rinder- und Schafherden, viel Ackerbau und Holzwirtschaft. Überhaupt das erste mal, dass ich in Australien bewusst große bis riesige Flächen von Monokulturen wahrgenommen habe. Hier gab es also nicht viel neues zu entdecken, zumal der einzige Lookout, den wir natürlich sofort anfahren wollten, CLOSED war. So sind wir denn unverrichteter Dinge in einem durch nach Kingston SE gefahren und haben dabei auch eine Zeitzonenlinie überschritten. Cape Bridgewater liegt in Victoria, Kingston SE in South Australia. Dazwischen liegen eine halbe Stunde Zeitunterschied, wir sind euch jetzt nur noch achteinhalb Stunden voraus, haben aber so eine halbe Stunde Tag gewonnen.

Kingston wurde uns von den Bridgewatern als nicht lohnenswert beschrieben und das Hotel, das wir gebucht hatten, sollte laut Bewertung auch nicht ganz so dolle sein. Wir hatten uns nun aber mal für Kingston entschieden, damit die kommende Etappe nach Adelaide nicht zu lang wird und uns gesagt, für eine Übernachtung kann es auch mal nicht ganz so dolle sein. Wie waren wir dann überrascht, als wir am Hotel eintrafen. Kingston ist ein recht schmucker Ort mit schönen Häusern und schönen Vorgärten, zwei Supermärkten und diversen kleineren und größeren Geschäften. Wir haben uns Kingston auf der Suche nach einer Tasse Kaffee mit etwas Süßem erlaufen, dass eigentliche Zentrum aber erst bei einem späteren Versuch mit dem Auto gefunden. Dabei waren wir zu Fuß sooo dicht dran. Jedenfalls gab es tatsächlich einen Laden, in dem man am Samstag Nachmittag noch Kaffee und Kuchen bekam. Der Laden selbst war wirklich sehenswert. Überall stand Krimskrams zum Verkauf. Das Meiste wenn nicht gar Alles war handgemacht. Ebenso wie die Sitzgelegenheiten, an denen man das Bestellte zu sich nahm. Tische, Stühle und sogar eine Ledercouch waren liebevoll restaurierte Möbel, die zum Verkauf feil geboten wurden. Der quadratische Echtholztisch mit himmelblau gekälkten Beinen sollte $450 kosten. Für einen Echtholztisch nicht viel. Die passenden Stühlen dazu gab es auch, Preis unbekannt. Da der Laden gut besucht war – der örtliche Kricketverein hatte gerade sin Spiel beendet – konnte ich leider keine Fotos machen ohne die Gäste zu stören. Vielleicht schaffe ich es, dass noch nachzuholen.

Das Hotel war auch lange nicht so schlimm, wie wir es uns ausgemalt haben. Wir hatten ein Zimmer mit Meerblick und Queensize Bett in der 1. Etage. Vor dem Zimmer gibt es eine Veranda, die wie ein Wintergarten voll verglast ist und mit bequemen Sitzmöbeln zum Verweilen einlädt. Da sich die Fenster öffnen lassen und zumindest teilweise mit Fliegengittern versehen sind, kann man sich die Brise um die Nase wehen lassen, dem leisen rauschen des Meeres lauschen und solche Berichte schreiben, während am Horizont die letzten Lichter der untergehenden Sonne ein malerisch Bild zeichnen.

Kleine Bildergalerie

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