Das erste mal Madeira

Das erste mal Portugal, das erste mal Madeira.

Ralf

5 Min. Lesedauer

Nun ist es so weit, wir haben Madeira erreicht und unser neues Domizil für die nächsten 21 Tage bezogen. Es ist unser erstes Mal, dass wir Madeira besuchen, unser erstes Mal in Portugal überhaupt.

Die Anreise zog sich über zwei Kalendertage hin, denn unser Flug startete morgens um 6:10 Uhr in der verbotenen Stadt. Damit die Reise nicht gleich mit Stress beginnt, hatten wir eine Übernachtung in einem Hotel in Ratingen gebucht. Die bieten einerseits einen Shuttle-Transfer zum Flughafen und andererseits kann unser Auto für die Dauer der Reise für kleines Geld dort auf uns warten. So konnten wir zumindest bis halb vier Uhr schlafen und uns dann nach einem kleinen Frühstück mit Kaffee und Croissant ganz entspannt zum Flughafen chauffieren lassen.

Checkin und Sicherheitskontrolle waren so früh noch kein Problem und auch unser Flieger hob pünktlich ab. War eben TUI fly und nicht Eurowings. Der Flug selbst dauert normalerweise vier Stunden, aber wir hatten gute Winde und waren so schon fast 20 Minuten früher da. Während des Fluges gab es launige Ansagen aus dem Cockpit, die, welch Seltenheit, sehr gut zu verstehen waren. So wurden wir darauf hingewiesen, dass es nach Verlassen des Rheintales in einer forsch geflogenen Rechts-/Links-Kombination geradewegs und auf schnellstem Wege über die Niederlande hinweg gehen sollte.
Die Landung war dann ein Kapitel für sich. Madeira hat fast ausschließlich Steilküsten. In Funchal hat man parallel zum Küstenverlauf eine Start- und Landebahn gebaut, die bis ins Meer hinein geht. Der Pilot hat uns selbstverständlich darauf hingewiesen, dass wir dieses besondere Bauwerk mit seinen aus dem Meer ragenden Stelzen kurz vor der Landung auf der rechten Seite bewundern können. “Bevor es in einer gewagt scharfen Rechtskurve mit viel Höhenverlust an die Landung geht”, so der sinngemäße Originalton. Die Rechtskurve hatte wirklich was, die Landung selbst war eher normal. Es gab anschließend doch tatsächlich Landungsklatscher! Habe ich schon lange nicht mehr gehört. Vermutlich wollte man dem Pilot wohl eher wegen seiner launigen und klar verständlichen Durchsagen Lob zollen.

Nachdem wir Gepäck und Mietwagen, einen Renault Captur, entgegengenommen hatten, ging es Richtung Seixal, denn dort wartete das gemietete Haus auf uns. Na ja, mit dem Warten war das so eine Sache. Wir waren ja schon um 08.45 Uhr Ortszeit (-1 Stunde gegenüber Deutschland) gelandet und das Haus sollte erst um 14 Uhr frei sein. Also lag das Warten mehr in unserem Wirkungskreis. Was tut man, wenn man gerade angekommen ist und viel Zeit hat? Richtig! Einkaufen gehen. Folglich haben wir uns auf den Weg zu einem Supermarkt auf der Strecke gemacht, um uns dort erst einmal mit dem Wichtigsten einzudecken: Wasser, Cola, Kaffee, Milch, Käse, Chorizo, Oliven und Wein.
Die Fahrt zum Supermarkt und weiter nach Seixal war die reinste Berg- und Talfahrt. Obwohl unser Captur ein Diesel ist, hatte er doch an so mancher Steigung seine Schwierigkeiten. Oh, was trauere ich doch dem Volvo vom letzten Schottland-Aufenthalt nach. Ganz ernst wurde es aber an unserem Ziel. Unser Haus liegt an einem Hang, einem Steilhang! Dort führt nur ein schmaler, einspuriger Weg hinauf. Die Einfahrt zum Haus ist durch ein Rolltor verschlossen. Wenn man dort ankommt, muss man erst stehen bleiben, bis das Rolltor sich öffnet. Am Berg - an einem steilen Berg! Eigentlich keine große Sache mit einem Diesel, denkt man. Hat ja Drehmoment satt. Ja, das stimmt. Aber bei diesen neuen Turbos steht das Drehmoment erst ab ca. 1.800 Touren zur Verfügung. Schönen Gruß an die Kupplung. Habe zwei Anläufe gebraucht, bis ich das Problem mit dem Anfahren an diesem steilen Berg erkannt und viel mehr Gas gegeben habe. Wohl war mir bei den Gedanken an die Kupplung nicht.
Mittlerweile löse ich das Problem an unserer Einfahrt so, dass ich erst vorbei fahre, danach das Tor öffne und mich dann rückwärts reinrollen lasse. Dabei muss ich jetzt nur noch mit der Handbremse kämpfen, denn die allein will den Wagen nicht halten.

Nun aber zum Haus selbst. Als ich Anfang des Jahres bei der Suche nach einer Unterkunft die Bilder zu diesem Haus gesehen habe, hatte ich mich schon festgelegt. Meine bessere Hälfte ebenso. Und nun? Die Realität ist noch besser als gedacht. Aufgebaut aus Naturstein, der weder innen noch außen durch eine Putzschicht versteckt wird, angereichert mit viel Holz versprüht es einen Charme, dem man sich schwer entziehen kann. Ein großer Wohnbereich mit offener Küche und einem Schlafzimmer im Erdgeschoss, einem zweiten Schlafzimmer und einem Studio mit eigenem Balkon und zwei Betten im Obergeschoß können sich sehen lassen. So war unser erster Eindruck auch ein klares Wow!
Einziges Manko, das man diesem Objekt bisher anlasten kann, ist das Fehlen von wirklich bequemen Sitzmöbeln. Warten wir mal ab, wie es sich mit den Betten verhält, besonders auf längere Sicht.

Nachdem wir heute morgen also recht früh aus den Federn sind, haben wir nach unserer Ankunft beschlossen, nichts mehr zu unternehmen. Ein kleines Nickerchen draußen auf der Liege und den Abend mit Wein, Käse und Oliven ausklingen lassen. Vielleicht noch ein Spaziergang zum Wasser. Danach den ersten Bericht schreiben und dann ab ins Bett, so der Plan. Ein guter Plan. Das Ergebnis habt ihr vor Augen.