Funchal

Heute geht es in die größte Stadt Madeiras, um eine Schiffstour zu buchen

Ralf

5 Min. Lesedauer

Das Ziel unseres heutigen Kurztripps ist Funchal, Madeiras Haupstadt mit deutlich über 100.000 Einwohnern. Da wir Städetouren im Haupturlaub eigentlich gar nicht mögen (Ausnahme: Australein, aber das ist eine andere Geschichte), haben wir uns für Funchal auch nicht viel vorgenommen. Hauptsächlich sollte im Hafen ein Bootstrip nach den Às Ilhas Desertas gebucht werden. Zudem war geplant, die Seilbahn nach Monte zu nehmen, um Funchal von oben zu sehen und zu guter letzt wollten wir auch einen Bummel durch die Altstadt wagen.

Funchal - was für ein Kontrast zu den Städten bzw. Dörfern im Norden. Im Süden scheint die Sonne, im Norden ist es dank der Steilküste und dem bergigen Hinterland durch die zum Steigen gezwungene Luftfeuchtigkeit überwiegend bewölkt. Im Süden, speziell in Funchal herrscht Hektik und Touristik pur, es gibt Ampeln und Vekehrschaos. Im Norden ist einfach alles im Fluss, das Leben, der Verkehr, eben alles. Im Norden scheint die Zeit einfach langsamer zu laufen. Seit Funchal weiß ich auch wieder, dass unser Mietwagen über eine Start-/Stpp-Automatik verfügt. Habe ich im Norden nie gebraucht.

Vom Parkhaus aus (gibt es so etwas im Norden überhaupt?) war es nur der Weg über die Straße, um zur Seilbahn zu gelangen. Diese sollte uns einen Blick über das in eine Bucht an den Hang gebaute Funchal erlauben. Also sind wir rüber, haben uns zwei Tickets gekauft (16€ / Person) und sind schnurstracks am Seil den Berg hinauf. Oben wartet ein tropischer Garten auf die reichlich vorhandenen Ankömmlinge, der allerdings hauptsächlich aus einem Restaurant zu bestehen schien. Eine von Monte ausgehende weitere Seilbahn zum botanischen Garten ließen wir ebenso wie den tropischen Garten links liegen, da beides für heute nicht auf dem Plan stand. Doch ein Blick in die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monto, in der seinerzeit Österreichs letzter Kaiser beigestzt wurde, musste sein. Im innern herrscht ein ähnlich pompöser Barrock wie in der Kiche von São Jorge vor. Allerdings unter deutlich weniger Verwendung von Blattgold.

Am Fuße der Kirche warten die Lenker von Korbschlitten auf Kundschaft, eine eigene Zunft in weißer Tracht mit Strohhut. Die Schlitten werden auf ihren Kufen über zwei Kilometer die Straßen hinab und durch den Verkehr hindurch nach Livramento gelenkt. Eine Schlittenfahrt ohne Schnee also. Natürlich auch eine touristische Attraktion. Wie überhaupt alles hier oben in Monte. Dementsprechend viel war auch los, was wiederum nichts für uns war. So haben wir uns auf die Terasse eines vermeintlich ruhigeren Kaffees zurückgezogen und uns dort einen Kaffee mit Kuchen und natürlich reichlich Wasser gegönnt. Hier auf der Südseite der Insel ist es eben deutlich heißer als in dem von uns bewohnten Abschnitt.
Wie das so üblich ist, wo Touristen in Massen auftreten, dürfen Strßenhändler nicht fehlen. Einer dieser Händler vertrieb unmittelbar neben dem Kaffee CD’s mit Panflötengedudel. Was auf manche Menschen beruhigend wirken mag, macht mich schon nach relativ kurzer Zeit aggresiv und da das Geflöte auch noch über fette Lautsprecher in die Gegend getrötet wurde, war unser Aufenthalt hier oben schnell beendet. Bloß weg aus all dem Rummel, war unser beider Gedanke. Folglich ging es mit der Seilbahn wieder nach unten und am Wasser lang Richtung Hafen. Dort konnten wir nach kurzer Suche die Schiffstour zu den unter Naturschutz stehenden Inseln buchen. Donnerstag geht es los.

Blieb noch der Besuch der Altstadt. Der ist kurz beschrieben. In engen Gässchen reihte sich ein Lokal an das andere und man wurde fast überall freundlich gebeten, doch einzukehren. Nöö. Darauf hatten wir echt keine Lust. Einzig erwähnenswert wäre noch die Badeanlage am Ende der Altstadt. Von oben sah das Wasser sehr einladend aus. Schwimmen im glasklaren Wasser des Atlantik. Das hätte was gehabt. Nur zu dumm, dass wir keine Badesachen dabei hatten. Aber am Donnerstag soll es diese Möglichkeit vor den Inseln geben. Warten wir es mal ab.

Für heute war das jedenfalls genug Stadgetümmel. Das Wichtigste, das Buchen der Schiffstour, war erledigt. Außerdem war es uns zu warm. Der Temperaturunterschied zwischen Nord und Süd war doch größer als gedacht und wir waren ein wenig zu warm angezogen. So beschlossen wir kurzerhand, uns wieder auf den Heimweg zu machen. Wir sind ja schließlich noch zwei Wochen hier und können uns die Sehenswürdigkeiten Funchals eventuell später ansehen.
Auf dem Weg zu unserer Basis kamen natürlich auch wieder die Wolken. Die Außentemperatur fiel, die Klimaanlage konnte die Arbeit einstellen und die Start-/Stop-Automatik geriet schnell in Vergessenheit. Der Puls ging einen Gang zurück und die Gelassenheit des Nordens machte sich breit und breiter. Angekommen!

Am Abend ging es zum zweiten mal in die Lounge-Bar. Ihr werde ich vielleicht mal einen eigenen kleinen Artikel widmen. Verdient hat sie es allemal. Wirklich freundliches Personal, sehr schmackhafte Speisen und Rum-Sorten, bei denen man ins Schwärmen geraten könnte. Heute gab es ein Steaksandwich und Bier für Andrea sowie Thunfisch mit Kartoffeln und Rotwein für mich.
Ich! Kartoffeln!! Hallo?? Wer mich kennt, weiß, dass ich Kartoffeln lieber im Keller sehe. Aber nachdem ich hier die wahnsinnig leckeren selbstgemachten Pommes (mit Schale!) gegessen habe, musste ich auch mal die Kartoffeln probieren. Nur ein Wort: Lecker! Der Tuna sowieso. Danach ein Madeira-Rum und der Abend konnte langsam mit dem Rauschen der Atlantikwellen ausklingen. Im Hintergrund wurde dazu Blues gespielt. Viel besser als Panflötengedudel!