Durch den Urwald von Fanal
Eine Wanderung in und über den Wolken von Madeira

Eigentlich sollte es heute entlang einer der Levadas gehen, doch die zur Auswahl stehenden Wanderungen waren uns inkl. An- und Abreise einfach zu lang. Also haben wir uns kurzentschlossen für eine Wanderung über die Hochebene von Fanal entschieden. Das liegt zum einen ganz in der Nähe und die Wanderung selbst ist auch vom Schwierigkeitsgrad her als einfach eingestuft.
Also rein ins Auto und auf zum Forsthaus von Fanal. Wie immer ist es heute schon den ganzen Vormittag bewölkt. Wie sehr, erfahren wir, als wir die Straße zum Forsthaus erklimmen. Natürlich geht es wieder steil bergan und schwuppdiwupp sind wir schon mitten in den Wolken. Das geht so einige Zeit, bis plötzlich kurz vor dem Forsthaus der blaue Himmel zum Vorschein kommt. Ein Blick auf den Höhenmesser sagt uns, das wir schlappe 1.000 Höhenhenmeter hinter uns gebracht und damit die Wolkendecke durchbrochen haben. Aber nur knapp, wie sich später noch herausstellt.
Am Forsthaus das Auto abgestellt und meine favorisierte App mit der Navigation für die Wanderung gestartet. Man weiß ja nie. Schon in den ersten Minuten wird uns klar, dass die App vielleicht gar nicht so verkehrt ist und das es vielleicht doch besser wäre, die Regenjacken aus dem Auto zu holen. Denn innerhalb von Sekunden ist der gerade noch strahlend blaue Himmel verblasst und einer noch dünnen Nebelbank gewichen. Die Wolken sind also nicht so weit entfernt, dass sie hier oben keinen Einfluss mehr haben.
Mit um den Bauch gebundenen Regenjacken ging es dann endlich los. Der Einstieg in den Weg war schnell gefunden und der Weg selbst bot auch keine großen Fragen. So ging es also vorbei an uralten knorrigen Stinklorbeerbäumen in Richtung Heidefläche. Diese weite Fläche auf der westlichen Hochebene von Fanal bietet an ihren Rändern bei viel Glück großartige Aussichten auf die Nordküste. Das Glück bestimmen die Wolken. Sind sie da, gibt es keine Aussicht auf die Küste. Und im Norden sind sie sehr häufig da, so auch heute. Hatten wir also Pech? Nun, ganz wie man es nimmt. Die Aussicht auf das Wolkenmeer und die mystischen Lichtspiele, für die die immer wieder durchziehenden oberen Wolkenfelder sorgten, waren aus meiner Sicht um Klassen besser als das 200. Foto von der Steilküste. Seht es euch weiter unten an und urteilt selbst.
Die Wanderung selbst war in der Tat nicht sonderlich schwer und fand den allergrößten Teil bei strahlendem Sonnenschein statt. Es ging über die Heide, durch den Urwald mit seinen Stinklorbeerbäumen, wieder über die Heide und vorbei an mehr vereinzelt stehenden Bäumen. Diese Bäume sind mehrere hundert Jahre alt und stinken keineswegs. Nur wenn sie gefällt werden, riecht das frisch geschlagene Holz nicht gerade angenehm, daher der Name. In den Wäldern waren die Madeirischen Buchfinken unsere steten Begleiter. Sie folgten uns neugierig in größeren Gruppen und gebührendem Abstand. Auf der Heidefläche waren sie aber werder zu sehen noch zu hören. Dort herrschte das Gesummse unzähliger Inskten vor. Zu hören war sonst nichts. Nicht einmal der Wind. Eine herrliche, einsame Stille.
Viel mehr gibt es auch von der Tour nicht zu berichten, dafür gibt es umso mehr Bilder. Das wirklich faszinierende an dieser Wanderung war nicht der Weg an sich sondern das ständige Wechselspiel aus Wolken, Licht und Landschaft, das uns immer wieder in seinen Bann gezogen hat. So wurde diese als Kurztripp geplante Wanderung zu einem unvergesslichen Ereignis.
Nachdem wir wieder am Auto angekommen sind, ging es noch schnell nach Porto Moniz, Tabletten gegen Seekrankheit besorgen. Die Schiffstour am Donnerstag (siehe Bericht von gestern) findet mit einem Segelschiff statt, da wollte Andrea lieber vorsorgen. Den Abend haben wir wieder in der Lounge Bar bei leckerem Essen, Wein und einem guten Rum (diesmal auf Kosten des Hauses) ausklingen lassen. Und nun sitze ich auf der Terasse, habe die Bilder für diesen Bericht ausgesucht, in das richtige Format gebracht und bringe nun auch diesen Bericht zu Ende. Ich hoffe, die Bilder gefallen und können die unglaublichen Stimmungsbilder, die wir heute auf der Hochebene von Fanal erleben durften, nur Ansatzweise zum Ausdruck bringen.
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