Ilhas Desertas

Endlich die schon für letzte Woche geplante Bootstour zu den Ilhas Desertas

Ralf

7 Min. Lesedauer

Heute war es dann endlich so weit. Die letzte Woche dank Montezuma ausgefallene Bootstour durften wir tatsächlich nachholen. Was für ein Service. Hatten wir doch letzte Woche erst zu dem Termin, an dem wir uns eigentlich am Treffpunkt hätten einfinden sollten, unsere Nichtteilnahme dank Krankheit bekannt geben können. Auf Nachfrage per Mail, ob eine spätere Teilnahme möglich wäre, kam die relativ prompte Antwort: Wenn Plätze frei sind und die Tour stattfindet, JA. Man würde uns rechtzeitig informieren. Wäre bei uns eine so kurzfristige und kostenfreie Verlegung wohl denkbar?
Doch es kommt noch ein wenig besser. Am Mittwoch dann eine Mail, dass der Veranstalter, bei dem wir die Tour gebucht hatten, mangels Masse die Fahrt leider nicht vornehmen wird. Aber es gäbe ein anderes Schiff und wenn wir uns schnell melden, würde man uns dorthin vermitteln. Wir haben uns schnell gemeldet und die Tour klar gemacht. Ich wiederhole mich: Was für ein Service. Veranstalter A hat uns Karten verkauft, die wir nicht in Anspruch nehmen konnten. Unser Pech. Trotzdem bietet Veranstalter A an, dass wir die Reise in der nächsten Woche ohne Mehrkosten nachholen können. Weil Veranstalter A aber dann die neu geplante Tour mangels Teilnehmerzahl nicht fahren wird, vermittelt er uns an Veranstalter B mit der gleichen Tour. Ohne zusätzliche Kosten! Ohne großes Tamtam. Wirklicher Service.

So hieß es heute Morgen um halb sieben aufstehen. Im Urlaub nicht gerade einfach. Andreas erste Frage lautete denn auch: “Hast Du wirklich Lust auf die Tour?”. Ich hab ihre in diesem Moment offensichtliche Unlust auf die Uhrzeit und die Tatsache, dass sie wohl schlecht geschlafen hat, zurückgeführt und forsch mit einem “Ja!” geantwortet. Das hat sie so einigermaßen überzeugt und so machten wir uns zu zweit auf die Reise zum Hafen von Funchal. Im dortigen Parkhaus CR7 konnten wir unser Auto ganz in der Nähe zum Schiff abstellen.
Kleiner Einschub: Als mäßig Fußball begeisterter hatte ich mich häufiger gefragt, was dieses CR7 in den Karten von Funchal bedeuten sollte. Denn es gibt ein CR7-Parkhaus und sogar ein CR7-Museum. Erst heute Morgen kurz vor dem losfahren ging mir eine Glimmlampe auf. Was sich dahinter verbirgt? CR7 steht für Christiano Ronaldo mit seiner Trikot-Nummer 7. DER Nationalheld Madeiras. Hat jetzt schon ein Museum mit Statue seiner selbst davor im repräsentativen Hafenbereich von Funchal. Und wir parken in seinem Parkhaus. Na eher dem Parkhaus mit seinem Namen. Wie beeindruckend … oder auch nicht!

Pünklich um neun Uhr hieß es dann einschiffen auf der Ventura do Mar, einem Segelschiff mit Motor und Platz für ca. 15 Personen. Nach kurzer Einweisung durch unseren Guide wurde der Motor gestartet und die Fahrt ging los. Unser Guide erklärte uns, dass die Fahrt zu den Ilhas Desertas, die zum Madeira Archipel gehören, ca. drei Stunden betragen würde. Nachdem wir den Lee-Bereich der Hauptinsel Madeira verlassen haben, sei damit zu rechnen, dass das Schiff schon mal ordentlich rauf und runter gehen würde und das die Gischt durch das Aufschlagen des Schiffs auf dem Wasser dafür sorgen könnte, dass es etwas nass wird auf den vorderen Plätzen. Andreas Frage, was bei einsetzender Seekrankheit zu tun sei, wurde recht einfach beantwortet: “Möglichst nach hinten gehen und die Fische füttern.”. Sehr beruhigend für jemanden, der schnell seekrank wird.

Es war aber alles viel weniger als halb so schlimm wie befürchtet. Zum einen wirkten die Tabletten gegen Seekrankheit, die wir schon letzte Woche gekauft hatten, recht gut. Zum anderen meinte es die See heute wirklich gut mit uns. Es ging so gut wie gar kein Wind und entsprechend ruhig blieb es auch nach verlassen des Schutzes durch die Hauptinsel. Die ruhige See war zudem ein Garant dafür, dass wir recht schnell die erste Waalsichtung haben sollten. Im Gebiet um Madeira finden sich fast immer Pilot- oder auch Grindwale und da der Atlantik auf der Achse Funchal - Ilhas Desertas eine Tiefe von bis zu 2000 m aufweist, sind hier auch die idealen Fanggründe für deren Lieblingsfutter, Tintenfisch und Kraken.
So war es kein Wunder, dass wir die ersten Wale schon nach einer guten Stunde Fahrt zu Gesicht bekamen. Eine Gruppe aus Vater, Mutter und Kind, der wir uns mit nur noch sehr langsam laufender Schraube entsprechend leise näherten. Da den Walen die Boote schon bekannt waren und vom Bootsführer penibel darauf geachtet wurde, den Tieren nicht zu nahe zu kommen, konnten wir fast stressfrei das eine oder andere Foto schießen. Leider war so früh am Morgen der Himmel noch bedeckt, so dass das graue Wasser und der eher schwarze Wal einen schwachen Kontrast bildeten, was die Autofokussteuerung nicht immer in den Griff bekam.

Nach ein bis drei Walbeobachtungen ging es dann mit Motorkraft unterstützt durch das gesetzte Haupsegel weiter in Richtung Ilhas Desertas. Irgendwann konnte sich auch die Sonne durchsetzen und wir genossen die Fahrt in vollen zügen - auch Andrea. Besonders interessant wurde es, als uns eine Gruppe Delphine sichtete und einer von ihnen mit unserem Boot um die Wette schwamm. Immer kurz vor oder neben dem Bug, mal links, mal rechts. Es ist fast unglaublich, über welche Geschmeidigkeit und Ausdauer diese Tiere verfügen. Es sind wunderbar faszinierende Geschöpfe, die niemals in ein künstliches Becken eingepfercht gehören.
Das Tier, das uns eine Zeit lang begleitete, ließ mir Zeit genug, mich über die sehr flache Reeling zu hängen und mitschiffs einige Aufnahmen von ihm zu machen. Ist nicht so leicht, bei einem sich ständig bewegenden Objekt, dass dazu auch immer wieder verschwindet, den richtigen Moment für den Auslöser zu treffen. Aber zumindest eine der Aufnahmen hat die Situation dann doch recht gut erfasst. Das könnt ihr weiter unten dann selbst beurteilen.

So gingen die drei Stunden, die sich dann eher in vier gestreckt hatten, schnell herum und wir erreichten die Ilhas Desertas so gegen ein Uhr. Jetzt war erst einmal Lunch und Schwimmen im Meer angesagt. Da es durch die pralle Sonne doch recht warm geworden war, zogen Andrea und ich zuerst das Bad im Atlantik vor. Bei Wassertemperaturen so um die 23°C eine angenehme Erfrischung. Danach gab es Lunch und später einen Rundgang um die Forschungsstation auf der Hauptinsel Deserta Grande. Die Ilhas Desertas bestehen aus den drei Inseln Ilhéu Chão, Deserta Grande und Bugio. Sie bilden zusammen ein Naturreservat, dass die Inseln und das umgebende Meer bis zu einer Tiefe von 100 m umfasst. Betreten ist bis auf den winzigen Lehrpfad um die Forschungsstation herum nur mit Sondergenehmigung erlaubt. Neben dem Schutz von einigen Vogelarten wird hier insbesondere die kleine Kolonie der Mönchsrobben geschützt, von denen es weltweit nur noch rund 350 Exemplare gibt. Einem dieser seltenen Exemplare konnten wir ganz in der Näher unseres Bootes kurzzeitig beim Jagen zusehen. Für ein Foto hat es nicht gereicht, zu schnell war das Tier wieder abgetaucht. Und sie können lange unter Wsser bleiben! Wo sie wieder auftauchen, weiß man natürlich auch nicht.
Am Rundgang um die Forschungsstation habe ich teilgenommen, während Andrea lieber an Bord blieb. Das Übersetzen mit einem Schlauchboot ist eben nicht ganz so ihr Fall. Allerdings hätte man sich den Landgang auch sparen können. Ich habe nichts erfahren, was ich dank Reiseführer und anderer Lektüre nicht schon wusste und zu sehen gab es außer einiger bebilderter Tafeln nichts. Da wäre noch eine Runde schnorcheln sinnvoller gewesen. Aber weiß man es vorher?

Die Rückfahrt bei strahlendem Sonneschein und leicht schaukelndem Boot war sehr angenehm, wurde hin und wieder durch eine Wal- und Delphinsichtung unterbrochen und verlief sonst ohne weitere Zwischenfälle. So kamen wir dann um 19 Uhr wieder im Hafen von Funchal an. Da es doch immer noch eine Stunde später als geplant war, entschlossen wir uns, direkt am Hafen unser Dinner zu nehmen. Andrea ging es also auch jetzt noch so gut, dass sie an Essen denken konnte. Natürlich musste ich vorher noch ein Foto von Ronaldo und mir machen, auf dessen Veröffentlichung ich hier allerdings lieber verzichte.

Übrigens: Alle Fotos findet ihr hier