Nix tun

Einfach mal nichts tun

Ralf

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So kurz vor dem Urlaubsende sollte noch einmal reine Erholung im Programmheft vermerkt werden. So haben wir die letzten beiden Tage bei herrlichstem Wetter mit Nichtstun verbracht. Entsprechend dieser Maßgabe gibt es auch nichts zu berichten und auch so gut wie keine Fotos. Vielleicht nur eine kleine Anekdote am Rande:

Wir hatten uns zum Anfang des Urlaubs als erstes unter anderem mit Obst eingedeckt. Darunter Pfirsiche und Nektarinen. Erstaunlicherweise wiesen gerade diese Früchte am nächsten und allen darauffolgenden Morgen kleine Bissspuren auf. Zuerst hatten wir diesen elend dicken aber pfeilschnellen Käfer in Verdacht, der es trotz aller Schutzmaßnahmen an meinem Sicherungsbollwerk vorbei in die Küche geschafft hatte und sich unter der Waschmaschine meinem Zugriff gekonnt entzog. Aber irgendwie war nicht klar, wie dieser Brummer es auf die Arbeitsplatte mit dem Obst schaffen wollte. Wenn er gesehen wurde, dann immer nur als flinker Läufer am Boden.
Mit zunehmender Zeit nahm das Ausmaß der Räuberei einen immer größeren, nicht mehr tolerierbaren Umfang an. War es am Anfang noch das Obst, wurden nun auch Kekse der Prinzenrolle Opfer des dreisten Mundraubs. An einigen der naschhaften Rundlingen mit Schokoladenfüllung fehlten Stücke des überhängenden Keksrandes. Nun passiert es schon mal, dass dieser Überhang bei unsachgemäßem Transport Schaden nimmt, doch in den zur Anklage gebrachten Fällen war dies nachweislich nicht der Fall.

Was also tun, um der elenden Räuberei ein rasches Ende zu bereiten? Zuerst einmal war zu klären, auf welchen Täterkreis die Ermittlungen zu konzentrieren sind. Der fette Käfer schied mittlerweile aus. Er konnte gestellt und seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Also galt es, neue Theorien aufzustellen und zu verwerfen, Thesen aufzubauen und gleich wieder zu zerreißen. Nach einigem hin und her und der Aktivierung selbst der letzten grauen Zellen einigte man sich darauf, dass eigentlich nur eine Gruppe von Tätern für diese abscheulichen Taten in Frage kam: Die Mauerechsen-Gang. Nur ihr war die breite Spanne des bereits vollzogenen Mundraubs zwischen Obst und Naschwerk zuzutrauen.

Doch wie den oder die Täter entlarven? Immerhin handelte es sich um eine gewiefte, blitzschnell agierende Klientel, die es gewohnt ist, im Verborgenen zu agieren. Eine Falle stellen, auf die Lauer legen und auf frischer Tat ertappen war die einzige Lösung. Gesagt, getan. Die Kamera als Beweismittelgeber scharf gemacht und in gebührendem Abstand zum zu erwartenden Tatort abgelegt, sollte den Vollzug der Missetat im Bild festhalten. Sporadische, vorsichtige Kontrollen des Umfelds unter besonderer Beobachtung der gestellten Falle in Form von Krumen eines Naschwerks sollten im Falle einer Positivbeobachtung dafür sorgen, dass die Kamera auch auslöst.
Nach einer nur kurzen Wartezeit konnte tatsächlich ein vermeintlicher Täter abgelichtet werden. Der Festnahme konnte er sich durch blitzschnelles Verschwinden entziehen. Durch den bildgebenden Beweis wurde jedoch zweifelsfrei festgestellt, dass die Zielgruppe der Ermittlungen tatsächlich dem Umfeld der Mauerechsen-Gang zuzurechnen ist. Entsprechende Warnhinweise an die direkt betroffenen Bevölkerungskreise sind ergangen. Leider ist die Qualität der Aufnahme nicht ausreichend, um den Täter selbst zweifelsfrei zu identifizieren.

Angesichts des Aufwands bei den Ermittlungen und der berechneten Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Zugriffs wurde im Laufe des Tages beschlossen, auf weitere Ermittlungen zu verzichten und statt dessen weitere Krumen als Zeichen des guten Willens auszulegen.

Übrigens: Alle Fotos findet ihr hier