Ein Ausflug mit Pannen

Eine Fahrt nach Ullapool endet vorzeitig

Ralf

8 Min. Lesedauer

Nach einiger Zeit der Funkstille nun der nächste Bericht. Er handelt von Pannen und ihren Folgen. Doch fangen wir von vorne an.

Vorgestern unternahmen wir bei schönstem Wetter einen Ausflug in den Nordwesten der Highlands. Als Ziel hatten wir uns Ullapool ausgesucht. Doch wollten wir nicht auf dem schnellsten, sondern auf dem schönsten und abenteuerlichsten Weg dorthin. Zumindest das war der Plan. Doch schon vor Fort William fing das Drama an. Irgendetwas war weit vor uns passiert und führte zu einer Vollsperrung der Hauptdurchgangsstraße von Fort William. Ein langer, langer Stau war die Folge. Der Verkehr wurde durch eine sehr schmale Seitenstraße umgeleitet, die nur Verkehr in eine Richtung zuließ. So vergeudeten wir sehr viel Zeit mit dem so beliebten Stop & Go im Stau, denn die Polizei ließ mal die eine, dann die andere Seite durch. Dank ausgezeichneter Freisprechanlage konnten wir zumindest die Zeit für die fälligen Muttertagsanrufe nutzen. Seid noch einmal gegrüßt, ihr Mütter!

Nachdem wir endlich Fort William hinter uns gelassen hatten, ging es mit der Landschaft und unserer Stimmung wieder steil bergauf. Unzählige Stops an den vielen Viewing Points ließen uns diese wunderbare Landschaft aufsaugen und natürlich auch in Bits und Bytes speichern (Zelluloid ist ja heutzutage eher selten anzutreffen). Um den durch den Stau verursachten Zeitverlust wieder einigermaßen wett zu machen, gab es eine nur kleine Rast mit Keksen und Törtchen nach einem Tankstopp. Schließlich wollten wir es ja noch bis Ullapool schaffen. Auf dem Weg in Richtung Isle of Sky und darüber hinaus in die Berge der Highlands dann die böse Überraschung: Nach einem weitern Fotostop ging die Motorleuchte nach Start des Volvo nicht mehr aus. Da ich das gleiche Problem vor kurzem an meinem Auto hatte, wusste ich: Gefahr im Verzug! Dumm nur, dass die Handbücher im Handschuhfach diese Leuchte mit keinem Wort erwähnten. Also einmal ins elektronische Handbuch, aufzurufen über das große Display in der Mitte, geschaut. Und siehe da, diese Leuchte zeigt beim Volvo an, dass etwas mit dem Emissions System nicht in Ordnung ist und das man einen Volvo-Service aufsuchen sollte. Sollte! Da sich das Fahrzeug weiterhin völlig normal verhielt, beschlossen wir, den Fehler erst einmal zu ignorieren und am nächsten Tag den Vermieter mit dem Problem zu konfrontieren. Wir hatten auch keine andere Wahl, denn wir waren irgendwo im Nirgendwo, weit entfernt von unserem Feriendomizil. Unterwegs auf abenteuerlichen Straßen, die mit einspurigen Tunneln mit Gegenverkehr aber ohne Ampelanlage versehen waren. Wie gewünscht Abenteuer pur!

Der erneute Zeitverlust und das unterschwellig ungute Gefühl, ausgelöst durch die Warnanzeige, ließen uns dann doch weit vor Erreichen des Ziels lieber umkehren. Ullapool muss also noch auf uns warten. Gewartet hat auch der Stau in Fort William auf uns. Auf der Rückfahrt also das gleiche Problem, diesmal nur in die andere Richtung. Eine Umgehung war leider nicht mehr möglich.

Am nächsten Tag dann Anruf beim Vermieter und das Problem mit dem Emissions System Indicator Symbol geschildert. Dort weiterverbunden zum Volvo-Service. Der wollte in ca. 45 Minuten bei uns sein und den Fehlerspeicher prüfen. Die Frage, ob ich mit dem Auto fahren könne, blieb unbeantwortet. Warten auf den Service war angesagt. Nach drei Stunden immer noch kein Service in Sicht, also erneut anrufen. Diesmal die Servicenummer von Volvo. Große Entschuldigung und eine Nummer des Unternehmens erhalten, das sich tatsächlich um den Fall kümmern sollte. Kurz danach auch der Anruf dieses Unternehmens. Man wäre bei uns gewesen und hätte uns nicht am Auto angetroffen! Hä? Der Servicemensch wollte doch fünf Minuten vor Ankunft telefonisch Bescheid geben? Und außerdem steht das Auto in einem Innenhof auf einem Privatgelände, von der Straße aus gar nicht einzusehen?? Und drittens hatte ich darauf hingewiesen, dass das Funknetz hier ausgesprochen schlecht ist und ggf. mehrfach versucht werden muss! Und ich kann die Wohnung nicht verlassen, wenn ich telefonisch erreichbar sein soll. Es gibt nämlich genau einen Ort im Wohnzimmer, direkt am Fenster, wo es einigermaßen mit dem Handy-Empfang klappt. Das aber eben auch nicht immer.

Der Anrufer entschuldigte sich vielmals und versprach, dass der Servicemensch gleich noch mal losfahren würde. In spätestens einer Stunde sollte alles klar sein. Vorsichtshalber gab ich ihm noch einmal eine Wegbeschreibung mit, denn eine korrekte Adresse hat dieses Anwesen nicht. Das Navi kennt schon die Straße nach Port Appin nur als „Straße ohne Namen“. Der noch kleinere Abzweig zum Anwesen hat dann wohl die Bezeichnung „Straße ganz ohne Namen“ verdient. Der Anrufer, nennen wir ihn John, bedankte sich und sagte, sein Fahrer würde gleich losfahren.

Nach zwei Stunden kein Fahrer in Sicht. Also wieder anrufen. Ja, der Fahrer hätte am Airds-Hotel gestanden, aber wir wären nicht da gewesen. Ist er denn am Airds-Hotel auch, wie beschrieben links abgebogen und bis zum Anwesen gefahren, dass mit „Airds Private“ gekennzeichnet ist? Nö! Der Volvo stand doch am Hotel! Ja, da steht auch ein Volvo. Aber ein älteres Modell mit anderem Kennzeichen und anderer Farbe! „Der Fahrer hat versucht sie anzurufen, hatte aber keinen Empfang!“. „Ja,“, sag ich, „habe ich glaube ich schon erklärt. Es gibt so gut wie keinen Empfang hier!“. „Also am Airds-Hotel links abbiegen?“. „Ja, und dann weiterfahren bis zum ersten Haus auf der rechten Seite. Steht Airds Privat dran und mein Volvo steht jetzt auch direkt hinter dem Gatter. Unübersehbar und Silberblau.“. „OK, ich schicke ihn noch einmal los.“.

Nachdem wieder eine Stunde des Wartens vergangen war, bin ich raus zum Auto. Da ich gerade mal wieder Empfang hatte, erneuter Anruf bei John. Und während John mir zu erklären versucht, warum es diesmal nicht geklappt hat, kommt ein Abschleppwagen die Straße hoch und fährt auf’s Grundstück. Johns Servicemechaniker hat es endlich geschafft!

Doch die Freude währt nur kurz. Das Gerät zum Auslesen des Fehlerspeichers hat er leider nicht dabei. Das braucht er aber, um den Fehler zu diagnostizieren. Er will noch mal umkehren und dann mit dem Gerät wiederkommen. Soll ca. zwei Stunden dauern. Es ist mittlerweile so gegen 19 Uhr und wir müssen noch etwas einkaufen. Da der Coop-Laden um die Ecke jetzt schon geschlossen hat, bleibt nur noch Tesco in Oban. Das sage ich dem Servicemechaniker worauf der erfreut anmerkt: Das wäre super, denn der Betrieb läge nur ca. 500 yards von Tesco entfernt! Tolle Wurst! Hätten wir mal früher darüber gesprochen! So verabreden wir uns auf dem Tesco-Parkplatz. Ich würde anrufen, wenn wir dort sind.

Gesagt, getan. Mit dem Auto nach Oban zum Tesco. Liebste geht einkaufen und ich rufe John an. Zehn Minuten später ist der Servicemechaniker auch da, diesmal mit Gerätschaft. Und was soll ich sagen: Die Freude währte nur kurz. Die Software zum Auslesen des Fehlerspeichers kannte das brandneue Modell noch nicht. Also keine Analyse. Das zurücksetzen des Fehlerspeichers mit einem anderen Gerät schlug auch Fehl: Software nicht aktuell genug. Der Mechaniker schlug mir dann zwei Optionen vor: 1. Sie nehmen das Auto mit und bringen mir mit Glück ein neues, oder 2. Sie holen ein neues und nehmen danach das alte mit. Klar, dass wir uns für die Option 2 entschieden haben. John würde sich am nächsten Tag melden und mir das Ergebnis und den Ablauf mitteilen. Ich bat noch darum, dass via WhatsApp zu tun, den das Internet ist zwar lahm, aber funktioniert im ganzen Haus und auch bis draußen.

Am nächsten Tag, also heute (jetzt schon gestern), bin ich früh aus den Federn. Natürlich keine Nachricht von John. Nachdem ich uns Kaffee gemacht habe und immer noch keine Nachricht angekommen war, habe ich selbst eine mit der Bitte um Informationen an John verfasst. Meine Nachricht wurde zugestellt, aber nicht gelesen. Also nach zwei Stunden wieder John anrufen. Er wollte sich sofort darum kümmern, die Antwort. Dann eine WhatsApp von John: Leider können sie nur mit dem Pick-Up Support von Enterprise verhandeln. Wenn ich ein car replacement benötige, müsste ich mich selbst noch einmal mit dem Vermieter in Verbindung setzen. Aha! Zurück auf Anfang!

Meine Liebste und ich beschlossen, erst einmal nach Oban zum Agros zu fahren und meinen dort bestellten Netzwerkadapter abzuholen. Auf dem Parkplatz dann über die Freisprechanlage Enterprise angerufen. Heute hatten wir Glück. Die Dame war ob der Beschreibung des technischen Problems und der „Ergebnisse“ des Volvo-Service sofort bereit, nach einem replacement car für uns zu forschen. Gestern schien das nicht möglich. Nach nur 20 Minuten in der Warteschleife konnte sie uns dann mitteilen, dass das neue Fahrzeug in Glasgow auf uns warten würde. Es hatte so lange gedauert, weil sie nicht so viele Fahrzeuge dieser Kategorie zur Verfügung geschweige denn frei haben.

Wir also von Oban direkt nach Glasgow Airport, Volvo gegen Mazda getauscht und wieder zurück nach Port Appin. Gut fünf Stunden Autofahrt. Jetzt fahren wir also mit einem neuen SUV Marke Mazda durch die Gegend. wesentlich weniger Chi Chi, schlechteres Fahrwerk, zäher im Durchzug aber mit Head Up Display und etwas schmaler. Kein Vergleich zum Volvo, der trotz des Problems als ein super Auto in Erinnerung bleiben wird. Es ist unglaublich, wie schnell man sich an den Luxus, das Chi Chi, den so ein Gefährt mittlerweile bietet, gewöhnen kann.

Was ist nun die Quintessenz dieser Aktion? Zwei verlorene Tage Urlaub und ein Ziel nicht erreicht. Nur gut, dass es heute (also gestern) geregnet hat. Ab morgen (also heute) wird es wieder schön und wir werden auf Lissmore wandern gehen. Ullapool ist auch noch nicht vom Programm gestrichen. Wir haben ja noch ein paar Tage.

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