Schottland im Mai

Start zu einer neuen Schottlandreise

Ralf

4 Min. Lesedauer

Wieder einmal geht es nach Schottland in die Highlands. Diesmal haben wir eine Wohnung in Port Appin gemietet. Port Appin liegt etwas oberhalb von Oban, dem Ort, der im letzten Oktober Ausgangspunkt des Segel- und Whiskyturns war. Und im Gegensatz zu unserer ersten Schottlandreise, in deren Verlauf wir drei Domizile bewohnten, wird es die einzige Wohnung bleiben.

Der Weg nach Port Appin führt leider über die verbotene Stadt. Nur hier wurden passende Flüge nach Glasgow angeboten. Wie sich das für eine verbotene Stadt gehört, gibt es auch gleich eine böse Überraschung: Der Flieger hat Propeller! Nicht böse für mich – ich wollte schon immer mal mit so einer Maschine fliegen – böse ist es für meine bessere Hälfte. Die mag diese Dinger gar nicht, auch wenn sie noch nie damit geflogen ist … Verschärfend kommt hinzu, dass der Flug auch noch länger dauert. Fast doppelt so lang wie mit einem Düsenjet. Die Krönung ist dann die stets beliebte Einweisung in die Sicherheitsvorrichtungen. Nach derem Ende bemerkt meine Liebste in etwas bissigem Ton: „Sauerstoffmasken haben die gar nicht.“. Stimmt! Brauchen die auch nicht. Fliegen nämlich in Höhen unter 25.000 Fuß.

Trotz aller Bedenken schaffen wir es gesund und an einem Stück bis Glasgow. Wie schön, wieder in Schottland zu sein. An der Passkontrolle werden wir von einer freundlichen Dame herzlich begrüßt und halten einen kleinen Smalltalk über unsere Urlaubspläne und Ziele. Was für ein Kontrast zur Passkontrolle in Deutschland!

Unsere Koffer sind schon vor uns am Gepäckband. Nicht etwa weil die Kontrolle so lange gedauert hat. Nein, hier sind die Wege eben etwas kürzer, der Flieger war kleiner und wir auf Toilette. Drei Faktoren, die das Gepäck schneller als den Reisenden werden lassen. Ebenso schnell ging es bei der Entgegennahme des Mietwagens. Nicht so schnell dagegen mit dem Vertrautmachen mit selbigem. Ein Volvo XC60 neuester Bauart vollgesteckt mit elektronischem Klimbim. Schon was anderes als ein Dacia der ersten Generation. Da wird selbst die Sitzeinstellung zur Herausforderung.

Herausfordernd ist auch die Breite des Fahrzeugs auf dem Weg nach Port Appin. Als die Straßen schmaler werden, leuchtet häufiger die Spurkontrolle auf und es gibt kurze Warnsignale über das Lenkrad, wenn die rechten Räder dem Rand zu nahe kommen. Der Umstieg auf ein deutlich breiteres Auto fällt eben schwerer, wenn man die Breite von der falschen Seite her einschätzen muss. Wir erreichen unser Ziel trotzdem ohne Zwischenfälle. Gegen Ende reduzierten sich die zu befahrenden Wege auch wieder auf die für die Highlands so typischen einspurigen Straßen mit Ausweichbuchten. Da spielt die Fahrzeugbreite eine eher untergeordnete Rolle.

Am Zielort dann erst ein mal Ratlosigkeit pur. Niemand da!

Unterwegs hatte meine Liebste wie vom vermietenden gefordert angerufen, um unsere erwartete Ankunftszeit mitzuteilen. Es meldete sich eine Dame, die vorgab, nicht gut englisch zu sprechen. Hä? Verwirrend! Sie teilte Andrea mit, dass die Vermieterin im Mietobjekt wäre und dort telefonisch nicht zu erreichen ist. Wir sollten noch mal anrufen, wenn wir einen speziellen Kreisverkehr passiert hätten. Das hat meine bessere Hälfte dann auch getan, allerdings mit Null Erfolg! Ständig besetzt.

Und jetzt, wo wir vor der Wohnung stehen, ist niemand da und das Telefon ist immer noch besetzt. Ein freundlicher Nachbar ist uns behilflich und versucht es über das Festnetz, denn hier in Port Appin soll das Funknetz nicht sehr stabil sein. Allerdings hat auch er nicht viel mehr Erfolg. Wir vermuten, dass die von uns angerufene Person den Hörer nicht richtig aufgelegt hat. Wir vermuten richtig!

Woher ich das weiß? Nun, nach einiger Zeit werden wir durch den freundlichen Nachbarn gewahr, dass die Vermieterin nebenan im „Herrenhaus“ wohnt. Seine Frau, die nach der Vermieterin suchen wollte, traute sich nur nicht auf das Grundstück und hat sie, wen wundert’s, deshalb nicht gefunden. In England respektiert man eben noch die Privatsphäre. Meiner Liebsten und mir ist die Privatsphäre in diesem Fall egal. Mit den Worten: „Wir sind Touristen, wir gehen jetzt einfach dahin!“ marschieren wir losen und finden auch gleich unsere Vermieterin bei der Gartenarbeit. Selbige ist natürlich etwas überrascht über unsere Anwesenheit. Es stellt sich dann schnell raus, dass die Dame am Telefon sehr wohl sehr gut englisch spricht, sich aber umständehalber nicht mehr sehr gut artikulieren kann. Und in der Tat ist der Hörer wohl nicht richtig aufgelegt, denn man wundert sich schon, warum wir so viel Zeit bis zu dem Kreisverkehr benötigen, von dem wir uns noch einmal melden sollen.

Jetzt, wo wir uns gefunden haben, ist aber alles gut. Die Wohnung finden wir sehr nett. Alle im Angebot vorhandenen Fotos sind nicht geschönt. Es sieht wirklich alles so aus, wie dort abgebildet. Also erhalten wir auch genau das, was wir uns ausgesucht haben. Vom Haus sind es ca. 50 Meter bis zum Meer. Es ist still hier und abgelegen.

Passt!

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