Les Andalys - Caudebec-en-Caux
Schiffsführung und Ausflug

Das Schiff ist in der Nacht nach einem kurzen Stopp in Rouen weiter nach Caudebec-en-Caux gefahren. Damit liegen wir nun nicht mehr weit von der Seine-Mündung an unserem letzten Ankerort vor der Rückfahrt. Viel weiter kann das Schiff aufgrund seiner Ausmaße nicht fahren, denn im nächsten Ort, Deauville, übernehmen die Hafenmeister keine Verantwortung für die Sicherheit von Schiffen dieser Größe.
Nach der Ruhe von gestern ist für heute wieder Action angesagt. Nach einem Reichhaltigen Frühstück ging es auf einen Schiffsrundgang. Sehr interressant. Wir wurden durch die für die Passagiere normalerweise nicht zugänglichen Bereiche des Schiffs geführt. Dabei habe ich eine Menge über Flusskreuzfahrtsschiffe gelernt. So fahren sie nicht mit Schweröl sondern mit normalem Diesel, was schon mal deutlich umweltverträglicher ist. Unser Schiff treiben zwei 1000 PS 10 Zylinder Motoren von Volvo an. Dazu gibt es noch einen Hilfsmotor mit ca. 450 PS, der bei Ausfall einer Maschine hinzugeschaltet werden kann. Also wird das Schiff mit ca. 200 Personen an Bord von umgerecht 4 Porsche SUVs angetrieben, die aber nur 16 Personen befördern können. Interressant werden die derzeit im Bau befindlichen neuen Schiffe, die 2020 und 2021 ihren Dienst aufnehmen sollen. Sie haben ein neuartiges System an Bord, dass unter dem Bug Luftblasen erzeugt, was den Dieselverbrauch noch einmal um 40% senkt. Zudem werden sie zusätzlich mit Elektromotoren ausgestattet, mit denen Anlege- und Ablege-Manöver sowie die Anfahrt der Anlegestelle rein elektrische erfolgen können.
Strom während der Anlegezeit beziehen die Schiffe bereits jetzt schon von Land - wenn die Infrastruktur dafür vorhanden ist. Leider ist das noch nicht überall der Fall sondern eher die Ausnahme.
Interressant in diesem Zusammenhang: Neue Schiffe kommen zuerst auf dem Rhein zum Einsatz. Von dort gehen sie nach einer gewissen Zeit auf die Seine und zum Schluss auf die Donau. Damit fahren auf der Donau die ältesten Schiffe. Sie sind im Schnitt sechs Jahre älter als die auf dem Rhein.
Beeindruckt hat mich der Aufwand, der betrieben wird um einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. So gibt es vier Tanks zur Altwasseraufbereitung. Dort wird aus dem Grauwasser durch Bakterien wieder Wasser in Trinkwasserqualität gewonnen, was dann in die Seine abgelassen wird. Das Schwarzwasser wird bakteriell so zersetzt, dass es durch Vertragsfirmen mit ökologisch geringstmöglicher Belastung entsorgt werden kann. Das ist auf Schiffen nicht unbedingter Standard, denn solche Anlagen kosten Platz, den man mit Passagierkabinen gewinnbringender ausfüllen könnte.
Die Hygiene wird ebenso sehr groß geschrieben. Der Müll wird aufwendig getrennt und gekühlt gelagert, damit sich Bakterien nicht vermehren können. Es gibt drei verschiedene Putzlappenfarben. Jeder Farbe ist ein spezielles Reinigungsmittel zugeordnet, dass nur mit dieser Art Putzlappen und nur in den für die Farbe vorgesehenen Bereichen verwendet werden darf. Bakteriell besonders gefährdete Bereiche wie die Küche und der Aufenthaltsraum der Crew werden mindestens drei mal täglich grundgereinigt. Will heißen, ALLES wird gereinigt. Ganz schön aufwendig, aber auch notwendig. Denn immerhin leben hier 200 Personen auf engem Raum. Darum ist auch die Handdesinfektion der Passagiere vor dem Betreten des Restaurantbereichs obligatorisch.
Für die derzeit 148 Passagiere an Bord sind 53 Crew-Mitglieder zuständig. Davon sind lediglich zwei für die gesamte Schiffstechnik verantwortlich. Scheint also eine sehr zuverlässige Technik zu sein. Der Rest ist für den Hotelbetrieb notwendig. Die Bordküche und Bordwäscherei sind neben den Maschinenräumen und dem Aufenthaltsbereichen der Crew die Bereiche, die wir nicht zu sehen bekommen.
Da Arosa aus zwei Firmen (Technik, Hotel) mit unterschiedlichen Sitzen (Deutschland, Schweiz) besteht, gibt es auch zwei Arbeitsvertragstypen. Die Techniker haben einen deutschen Vertrag während der Rest einen schweizer Arbeitsvertrag erhält. So ein Vertrag läuft über zehn Monate, in denen es vier Wochen Urlaub gibt, den man sich aber auch ausbezahlen lassen kann, wenn man durcharbeitet. Die zehn Monate kommen dadurch zustande, dass das Schiff von Januar bis März im Trockendock liegt und überholt wird. Und das jedes Jahr. Die Crew wird in der Regel in der nächsten Saison weiterbeschäftigt, kommt aber auf ein anderes Schiff auf einem anderen Fluss.
Interessant auch, dass sich die Crew aus 11 Nationen zusammensetzt. Dabei ist die Stimmung untereinander erstaunlich gut und der Hotolmanager Holger versicherte uns, dass sie alle ein gutes Verhältnis untereinander haben. Die Freundlichkeit, die hier alle an den Tag legen, gibt ihm Recht. Wir fühlen uns sehr wohl hier.
Nach dem Rundgang haben wir uns ein wenig auf dem Sonnendeck aufgehalten. Das Wetter war doch besser als angekündigt. Um 13:30 Uhr ging es dann auf eine Bustour nach Deauville und Honfleur sowie zu einem Calvados-Tastings. Unsere Reiseführerin, eine deutsche Wahlfranzösin, hatte viel zu den durchfahrenen Gegenden, den über- und unterfahrenen Brücken und den Menschen der Region zu erzählen. Eigentlich redete sie in einer Tour. Zuerst ging es nach Deauville, einem Ort der High Society und des Geldadels. Außer einem Spielcasino und dem Strand mit seinen vielen Strandkabinen von bekannten Perönlichkeiten gab es hier nicht wirklich viel zu sehen.
Die darauf folgende Calvados-Verköstigung war auch eine echte Enttäuschung. Von der Herstellung hat man so gut wie nichts erfahren (außer dem, was die Reiseleiterin so erzählte). Das Tasting war sehr lieblos gestaltet. In einem großen kalten Raum wurden zwei Varianten angeboten, ein Likör, ein echter Calvados. Erzählt wurde so gut wie nichts dazu. Austrinken und das war’s auch schon. Hier könnten sich die Franzosen mal eine Scheibe von den schottischen Whisky-Destillen abschneiden, in denen meist mit viel Witz der Herstellungsprozess beschrieben wird, bevor es an das eigentliche Tasting geht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich trotzdem im Shop der Versuchung nicht widerstehen konnte, einen 20 Jahre alten Calvados zu erstehen.
Den Ort des enttäuschenden Tastings zurücklassend ging es nach Honfleur, einer ehemaligen kleinen Fischerstadt genegnüber von Le Havre. Im Gegensatz zu Le Havre, dass im Krieg vollkommen zerstört wurde, blieben hier, nur wenige Kilometer entfernt, die alten pitoresken Häuser erhalten. Eine hübsche Altstadt mit einem uralten Kinderkarussel am Hafen. Wir haben uns den Bereich um den Hafen herum angesehen, den Weg zu einer Holzkapelle auf einem Hügel haben wir uns gespart. Für mich nicht weiter tragisch, da ich derartige Kapellen schon aus Norwegen kenne. Schließlich sind wir hier ja in der Normandie, dem Land der Normannen.
Da es von so einer Besichtigung nicht allzuviel zu berichten gibt, beschränke ich mich noch auf eine Besonderheit auf der Rückfahrt. Dort überquerten wir die Seine auf einer sehr gewaltigen Tragseilbrücke, die Pont de Normandie. Bis vor noch nicht allzu langer Zeit die größte Europas. Hat ein bisschen was von der Köhlbrandbrücke in Hamburg, nur dass die längste Stützweite bei fast gleicher Durchfahrtshöhe mit 856 Meter das etwa das zweieinhalbfache beträgt.
Wieder am Schiff angekommen gab es erst einmal eine Enttäuschung. Schon im Bus zeichnete sich ab, dass wir an dem Empfang für alle Jubilare nicht teilnehmen konnten, was Andrea so gar nicht schmeckte. Haben wir doch zwei Feiern zu begehen (ich Berichtete). Natürlich war der Empfang schon vorbei, als wir ankamen. Kein Sekt auf Kosten des Hauses! Eigentlich egal, der Sekt ist für uns sowieso im Preis enthalten. Aber hier ging es um das Prinzip. Wie gut, dass wir kaum Zeit hatten, diesen Fauxpas der Organisation gebührend zu würdigen, denn kaum angekommen mussten wir uns schon auf ein besonderes Dinner vorbereiten. Der Chefkoch persönlich hat es für einen kleinen Personenkreis zusammengestellt und auch zubereitet. Natürlich gegen Aufpreis :)). Auf der Karte standen Hausgemachtes Baguette mit Thymianöl und Fleur de sel, Getrüffeltes Steak Tatar mit Baguette, eine Bouillabaisse mit Sauce Rouille, Supreme von der Maispoularde mit Roqufort-Kruste und Creme-Spinta und zum Abschluss Schokokuchen mit Nusseis und Erdbeeren. Dazu ein Sauvignon Blanc de Loire und ein Lacroix Bordeux Superior AOP. Wem jetzt das Wasser im Mund zusammen läuft, dem sei gesagt: Zu recht. War das Lecker! Wirklich Spitze! Und alles in einer sehr entspannten Atmosphäre in einem abgegrenzten Raum vor dem Achterdeck. Einfach nur gut. Dumm nur, dass wir wohl doch nach Hause rollen werden, denn am Donnerstag gibt es so etwas noch mal, nur mit noch einem Gang mehr. Oh oh …
Aufgrund des dicht gedrängten Programms hatten wir übrigens leider keine Zeit, uns Caudebec-en-Caux näher anzusehen. Als Sehenswürdigkeiten werden hier insbesondere die Kirche und das Haus der Tempelritter aufgeführt. Na ja, vielleicht ergibt es sich ja später mal.
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