Rouen - Vernon
Vernon und Geburtstag

Gestern war ein Tag des Nichtstuns. Das Wetter war ausgesprochen schlecht und so entschlossen wir uns, auf eine Stadtbesichtigung zu verzichten. Fast waagerechter Regen macht nun mal keinen Spaß. Entspannen an Bord schon.
Heute ist dann wieder ein besonderer Tag. Zum einen hat meine Liebste Geburtstag und zum anderen liegen wir nun vor dem verschlafenen Nest Vernon und das Wetter hat sich zumindest so weit gebessert, dass es mal nicht regnet. Also sind wir nach einem Glässchen Sekt zur Feier des Tages und einem ausgedehnten Frühstück wieder in die Wanderstiefel geschlüpft, um Vernon auf eigene Faust zu erkunden. Eine Mühle und ein Chateau in unmittelbarer Nähe und ein weiteres Chateau ca. 40 Minuten Fußweg entfernt weckten unsere Neugier. Mehr jedenfalls als das unmittelbar am Liegeplatz stehende Riesenrad, dass hier irgendwie nicht hinzugehören scheint.
Also erst einmal über die Seinebrücke zur alten Mühle. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie wird Le Vieux Moulin genannt. Ein altes Fachwerkhaus, dass im 16. Jahrhundert als Ersatz für einen Bau aus dem 12 Jh. auf einer Brücke zwischen zwei Brückenpfeilern errichtet wurde. Die Brücke hat den Krieg nicht überstanden. Von ihr sind nur noch Ruinen zu sehen, heißt: Es stehen nur noch wenige ihrer Pfeiler. Doch die Mühle wurde nicht zerstört. Die alte Mühle diente übrigens, wie sollte es auch anders sein, samt Brücke Claude Monet als Vorlage für ein Bild.
Das direkt neben der Brücke liegende Château des Tourelles, ein Wehrbau aus dem 12. Jahrhundert, war aus der Nähe betrachtet nicht besonders beeindruckend. Vier Türme in einem engen Viereck angeordnet, ein schmaler Streifen Wiese drumrum und Tauben überall. Nicht ganz so toll.
Nach unserem kurzen Ausflug an das rechte Seienufer ging es zurück über die Brücke in Richtung Altstadt. Natürlich nicht ohne ein Foto von unserem Schiff zu machen, dass heute Sandwichbelag spielen musste. Was das heißen soll? Nun, sowohl auf der Backbord- wie auch auf der Steuerbordseite lag jeweils ein weiteres Schiff auf gleicher höhe. Und da die Passagiere der Schiffe in 2. und 3. Reihe auch mal an Land möchte, liegen die Schiffe ganz dicht beieinander und sind über Gangways miteinander verbunden. Für uns in der Mitte hieß das übrigens: Alle Jalousien runter und Vorhänge zu, um keine allzutiefen Einblicke zu gewähren. Die beiden anderen Schiffe konnten wenigstens die uns abgewandte Seite offen lassen.
In der Altstadt haben wir uns neben den alten Fachwerkhäusern insbesondere die Stiftskirche Notre Dame angesehen. Schon von außen fielen die an den Kölner Dom erinnernden Wasserspeier auf. Im Inneren waren die Fensterrose, einige prächtige Fenster und eine Orgel mit sehr vielen Holzverzierungen zu bewundern. Letztere stammt aus dem 16. Jahrundert und steht unter Denkmalschutz. Die Kirche selbst wurde im 11. Jh. erstmals erwähnt und bis zum 17. Jh. stetig verändert. Sie ist daher der Romanik und Gotik zuzuordnen. Da ich in dieser doch recht kleinen Kirche niemanden bei der Andacht stören wollte, gibt es keine Bilder vom Inneren.
Die Altstadt verlassend ging es nun auf den Weg zum Château Bizy, einem Barockschloss mit entsprechender Gratenanlage. In der Beschreibung heißt es, dass der damalige Schlossherr Charles Louis Auguste Fouquet, Graf und Herzog von Belle-Isle in den Jahren 1728 - 1742 den Schlosspark großzügig erweitern lies. Das stimmt! Aber so was von!! Aufgrund eines gewissen Zeitdrucks wollten wir eigentlich nur eine Runde durch den Schlosspark schlendern. Nur war da, wo wir den Schlosspark eigentlich betreten wollten, dass Tor verschlossen. Also dachten wir uns, gehen wir doch an der Gartenmauer entlang, bis wir den richtigen Eingang finden. Und wir gingen … und gingen … und gingen … und waren fast verhungert und verdurstet, als der einzig geöffnete Eingang endlich vor uns auftauchte. Nun wurde auch klar, warum alle anderen möglichen Eingänge, die wir zwischenzeitlich passierten, geschlossen waren: Mittlerweile wird auch - entgegen der Information vom Schiff - für den Schlosspark Eintritt verlangt. Die fünf Euro pro Person hätten wir sicherlich verschmerzen können, nicht aber den Zeitverlust auf dem Weg zum Eingang. Zumal der Eingang, der ja auch Ausgang war, entgegengesetzt unserer Rückroute und somit weitmöglichst vom Schiff entfernt lag.
Der Schlosspark ist wirklich riesig! Da wir ja nunmal auch noch zurück mussten und ein Spa Beauty-Termin auf meine Liebste wartete, machten wir uns unverrichteter Dinge wieder auf den Heimweg. Na jedenfalls hatten wir uns an diesem Tag einmal ordentlich bewegt. Und der Schlosspark? Pah - der war doch bei allem, was wir über die Mauern so erspähen konnten, bestimmt sowieso ganz ganz langweilig … genau!
Zurück auf dem Schiff begab sich meine Liebste dann auch bald in den Spa-Bereich und ich hatte drei Stunden zur freien Verfügung. Die verbrachte ich am Kuchenbuffet und mit Dösen auf dem Sonnendeck bzw. in der Kabine. Aber irgendwann war auch wieder Schluss mit Lustig. Die Crew bat zu einer Info-Veranstatltung zum Abreisetag. Jetzt schon!
Wie alles ist auch die Abreise auf der A-Rosa Viva bis ins letzte durchorganisiert. Man bekommt Zettel, auf denen die Transferart und -zeit festgehaltenen wird. Danach werden farbige Kofferbänder verteilt, die für das Vorsortieren der Gepäckstücke verwendet werden. Die Koffer selbst sollen bis 8:30 Uhr am Abreisetag vor der Kabine stehen. Sie werden dort abgeholt und bis in das gewählte Transportmedium gebracht. Man selbst muss nur packen und die Koffer rausstellen. Man wird auch nicht von Bord geworfen sonder kann bleiben, bis das Transportmedium eingetroffen ist. In unserem Fall ein Taxi zum Hotel, dass wir für 11 Uhr bestellen lassen. Übernimmt alles die Crew, ein toller Service.
Dann hat der Hotelmanager doch noch eine schlechte Nachricht für uns. Der Schleusenwärterstreik, der eigentlich um Mitternacht beendet sein soll, wurde kurzerhand bis zum nächsten Morgen 6 Uhr verlängert. Damit sich verzögert sich unsere Ankunft in Paris ebenfalls um sechs Stunden. Statt um 8 Uhr sind wir also erst um ca. 14 Uhr zurück und die gebuchte Stadtrundfahrt verschiebt sich auf 14:30 Uhr. Oha! Mit dem Bus am Freitagnachmittag durch Paris? Ob das gut geht? Wir werden sehen.
Nachdem meine Liebste nach drei Stunden Spa kaum noch wiederzuerkennen war, konnten wir uns für ein weiteres besonderes Dinner fein machen. Wie schon beim letzten Spezial-Dinner hat es sich auch diesmal der Chefkoch nicht nehmen lassen, ein mehrgängies Menü zu kreiren und selbst zuzubereiten. Ein passender Abschluss zu Andreas Geburtstag. Wir hatten diesmal ob des Anlasses einen Tisch für uns allein, der mit einem großen Herzen aus kleinen Steinchen geschmückt war. Die Kabine war, das sei nur kurz eingeschoben, natürlich auch wieder besonders dekoriert worden. Zwei aus Handtüchern geformte Bärchen auf einem aus den Bettdecken geformten Herzen, dass Ganze mit Rosenblättern dekoriert. Als besonderen Clou hatte einer der Bärchen eine Rose hinters Ohr gesteckt. Echt knuffig. Zurück zum Essen. Der Maître und seine Kellnerinnen und Kellner gaben wieder einmal alles, damit es uns richtig gut ging. Insbesondere Katharina, die wir schon länger ins Herz geschlossen haben, glänzte wieder durch ihre ausgezeichnete Schule. Wir wurden einfach perfekt bedient. 1+ mit Sternchen. Robert (der Maître), gab wieder alles. Ein echter Entertainer, der eine Weinvorstellung in eine kurzweilige, abendfüllende Veranstaltung verwandeln kann. Der Chefkoch als dritter im Bunde tat sein übriges, um den Abend perfekt zu gestalten. Andrea mag keinen Oktopus und den gab es als Bestandteil einer Vorspeise. Kurzerhand wurde noch schnell ein ‘Hähnchen geschlachtet, denn es kommt ja alles frisch auf den Tisch’ und davon etwas Brust angebraten und statt des Oktopus mit Salat serviert. Alles ohne oder mit kaum spürbarer Verzögerung. Wir waren rundum zufrieden und ließen den Tag mit Calvados und Cocktail(s) ausklingen.
p.s. - jammern in eigener Sache: Dieser Bericht erscheint erst so spät, weil es durch die Sandwichlage unseres Schiffes und dem schlechten Netz so gut wie unmöglich war, einigermaßen vernünftig ins Internet zu kommen. Um so einen Bericht mit all den Bildern und notwendigen Zeuchs drumrum ins Internet zu stellen, brauchts aber entweder Bandbreite oder viel Zeit. Da ich schon genug Zeit mit dem Schreiben, aussuchen und zurechtschneiden der Bilder verbringe, warte ich bei einer schlechten Verbindung lieber auf bessere Bedingungen.
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