Dreischluchtenweg
Durch die wilden Schluchten des Black Forrest

Wie gestern schon geschrieben, geht es heute bei schönstem Wetter in die tiefen Schluchten des Schwarzwaldes. Ganz in der Nähe liegen die Wutach-, Gauchach- und Engeschlucht, die wunderbarerweise miteinander verbunden sind und so einen einen interessanten Rundwanderweg ermöglichen. Interessant auch, weil er als schwer eingestuft ist und Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit voraussetzt. Zumindest laut Autor. Gearde das letzte Attribut ist nicht die unbedingte Stärke meiner Liebsten und trotzdem hat sie selbst diese Tour ausgewählt. Das scheint also ein spannendes Unterfangen zu werden.
Die Anfahrt nach Bachheim zur Dreischluchtenhalle ist schnell erledigt. Wie
gesagt, die Schluchten liegen gleich um die Ecke. Schnell das normale Schuhwerk
gegen feste Wanderschuhe getauscht und noch einmal ein Abgleich mit dem
geladenen GPS-Track vorgenommen und schon kann es losgehen. Zuerst geht es, wie
soll es bei Schluchten auch anders sein, ordentlich bergab. Auf dem Weg in den
Canyon kommen uns schweißüberströmte Wanderer entgegen, die sich von uns eine
positive Antwort in Bezug auf den noch zurückzulegenden Restaufstieg erhoffen.
Leider müssen wir sie enttäuschen, denn wir sind schon eine ganze Weile bergab
unterwegs, also noch keine Ende in Sicht. Die ob unserer Antwort enttäuschten
Blicke der beiden noch vor Augen fragen uns auf dem weiteren Weg bergab, ob uns
nicht am Ende das gleiche Schicksal ereilen wird. Schließlich haben Schluchten
nun einmal die Eigenschaft, recht Steile Hänge zu haben.
Derartigen Gedanken nachhängend erreichen wir schließlich das Ende des Abstiegs
und somit den Grund der Wutachschlucht. Die Wutach ist ein Nebenfluss des
Rheins, hier aber eher ein etwas breiterer Bach, der sich hier tief in das
Gestein eingegraben hat. Rundherum ist alles grün und die Natur wird sich
selbst überlassen. Nur ein schmaler Weg führt, mal entlang steiler Felsen, mal
durch die Pflanzenwelt des Schlundes, den Bach - oh, Entschuldigung, den Fluß -
entlang. Immer wieder gibt es Halteseile oder Schutzseile an besonders engen
und brenzligen Stellen, dazu die eine oder andere mehr oder weniger
abenteuerliche Bachquerung in Form von Brücken.
Was auffällt, ist die geringe Anzahl an Menschen, die sich hier unten aufhält.
Das war bei meinem letzten Besuch mit den Jungs noch ganz anders. Heute mussten
wir nur ein einziges mal entgegenkommenden Wanderern das Passieren ermöglichen.
Die Wege sind wirklich sehr schmal. Was uns ebenfalls positiv auffällt, ist die
Sauberkeit. Es finden sich tatsächlich keine der sonst so üblichen
zivilisatorischen Hinterlassenschaften. Sehr erfreulich, so können wir in Ruhe
den schmalen Lebensraum Schlucht genießen. Apropos genießen: Meine Liebste
macht sich wirklich gut, trotz der etwas diffizielen Wege, die nicht unbedingt
nach ihrem Geschmack sind.
Nach der erneuten Überquerung einer diesmal sogar überdachten Brücke gebietet
uns die Karte (mit dem GPS-Track), die Wutachschlucht nach links zu veralssen
um die Gauchachschlucht zu erobern. Hatten wir in der Wutachschlucht angenommen,
alles sei Naturbelassen, so trifft dies in der Gauchachschlucht umso mehr zu.
Diese Schlucht, erschaffen von der Gauchach (diesmal wirklich nur ein Bach),
ist enger, einsamer und wilder als die Wutachschlucht. Waren die Brücken zuvor
für bis zu zehn Personen gleichzeitig zugelassen, gibt es hier schon mal
Beschränkungen auf max. zwei Personen. Entsprechend sehen sie aus, sind es
doch eher Stege denn Brücken, die ans andere Ufer führten. Allerdings macht
dies in Verbindung mit der wildromantischen Natur auch den besonderen Reiz
dieser Schlucht aus.
Umso erstaunlicher aber auch erfreulicher, dass wir hier ganz für uns allein
waren. So war, wenn wir inne- und den Atem anhielten, nichts, aber auch nichts
außer dem Zwitschern der Vögel, dem Brummen der Insekten und dem Plätschern
des Baches zu hören. So macht es Spaß, zu wandern. Vor allem, wenn gegen Ende
der Schlucht mit einem Mal ein Wirtshaus auftaucht, in dem sich die Wanderenden
mit köstlichem Kaffee und Kuchen stärken können. Was wir uns natürlicht nicht
haben nehmen lassen.
Nach Milchkaffee, Schoko-Kirsch-, Apfel- und Käsekuchen, letzterer sehr zur
Freude meiner Liebsten mit Rosinen, ging es frisch gestärkt auf den letzten
Abschnitt unserer Wanderung. Waren wir schon nach der Gauchachschlucht der
Meinung, dass es wilder nicht mehr gehen konnte, wurden wir kurze Zeit später
eines Besseren belehrt. Die Engeschlucht, die von der Gauchachschlucht wiederum
nach links abzweigt (ist ja schließlich ein Rundwanderweg!), macht ihrem Namen
alle Ehre. Noch wilder, noch schmaler und noch anspruchsvoller. Ein ständiges
Auf und Ab auf feuchten, naturbelassenen Wegen, die die volle Aufmerksamkeit der
Wandernden erfordern.
Über rutschige Wurzeln und Steinflächen ging es also nun stetig Richtung Ziel.
Schließlich war die Engeschlucht die letzte der Schluchten auf unserer
Wanderung. So langsam kamen auch die Erinnerungen an die Wanderer vom Anfang
der Tour zurück und mit ihnen dieses ungute Gefühl an einen bevorstehenden
anstrengenden Anstieg.
Meine Liebste war nun doch etwas angeschlagen, insbesondere dank eines einige
Zeit zuvor lädierten Knies. Dieses machte ihr mehr und mehr zu schaffen und
der anspruchsvolle Weg zollte seinen Tribut. Wie angenehm überrascht waren
wir, als wir feststellen durften, dass kein steiler Pfad erklommen werden
musste, keine alpinischte Höchstleistung gefordert wurde. Bei dem ständigen
Auf und Ab der letzten Kilometer ging es wohl kontinuierlich weiter nach oben
und so kamen wir denn schließlich ohne Kraxelübungen auf einen breiten,
bequemen Weg, der uns wieder zurüch zum Auto führte. Alles in allem eine
aus unserer Sicht sehr empfehlenswerte Tour, die allerdings Spuren bei meiner
Liebsten hinterlassen hat. In den nächsten Tagen werden wir es also erst einmal
ruhiger angehen, damit sich das Knie erholen kann und wieder bereit ist für
neue Touren durch den Black Forrest.
Share this post
Email