Triembach au Val
Ein Dorf in den Vogesen

Eine neue Reise, ein neuer Blog. Nach den durch Covid 19 ausgelösten Veränderungen im Reiseverhalten haben auch wir uns angepasst und auf die bereits gebuchte Flugreise auf die Insel Rhodos in der südlichen Ägäis verzichtet. Statt dessen wurde ein näheres, mit dem Auto bequem erreichbares Ziel gesucht. Natürlich sollte es eine Gegend sein, die wir noch nicht kannten. Nach kurzem Überlegen einigten wir uns auf das Elsass und nach einigem hin und her wurde auch eine Unterkunft gefunden, die uns beiden zusagte.
Die gewählte Unterkunft, ein Haus eines altes Weingutes, liegt in dem kleinen Dörfchen Triembach au Val, ca. 50 km südlich von Strasbourg, schon gut in den Vogesen und somit mitten im Grünen. Erbaut wurde es um 1760 und immer wieder liebevoll renoviert. Es ist, dass können wir nun eindeutig bestätigen, dass schönste Haus am Platze. Von außen macht es eine ganze Menge her. Aber auch innen gibt es unzählige Blickfänge, die immer wieder zum verweilen und betrachten verführen.
Aber halt, machen wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten. Nachdem die Unterkunft gebucht war und der Virus trotz auch in Frankreich zunehmender Wiederausbreitung uns keinen Strich durch die Rechnung zu machen schien, fuhren wir am Sonntag Morgen ganz entspannt in Richtung Frankreich. Unsere Katzen und das Haus überließen wir für die Zeit unserer Abwesenheit der fürsorglichen Obhut unserer Tochter. Die Katzen waren es zufrieden.
Nach gut 4 Stunden Fahrt und einer ausgiebigen Pause erreichten wir ohne Zwischenfälle
unser Ziel. Wie oben schon kurz beschrieben, entsprach das Haus voll und ganz unseren
Erwartungen. Von außen zumindest. Innen stellte sich heraus, dass wir das Haus nicht für
uns alleine hatten. Ganz im Gegensatz zu dem, was die Werbung zu suggerieren schien. Der
Hausherr bewohnt diese Immobilie ebenfalls. Ok, darauf hatter er uns kurz vor der Abreise
schon per Handy-Nachricht hingewiesen. Aber das unsere Küche im Erdgeschoss und unsere Zimmer
in der zweiten Etage liegen, das war uns bis Dato nicht bewusst. Die Zimmer der 1. Etage
sind vom Hausherrn belegt. Nun war klar, was wir unter einer “24-Stunden Rezeption” zu
verstehen hatten, die im Werbetext so gepriesen wurde.
Abgesehen von dieser kleinen Überraschung war allerdings alles in Ordnung und Bernard ist
ein ausgesprochen liebenswürdiger Mensch, der wirklich alles tut, damit sich seine Gäste
wohl fühlen.
Kleines Beispiel gefällig? Ich habe das Kabel für das Ladegegerät meiner großen
Kamera vergessen. Da es sich um ein normales 220V Kabel handelt, wie es für Elektro-
Kleingeräte wie z. B. CD-Player üblich ist, habe ich Bernard gefragt, ob er vielleicht so
eines erübrigen könnte. Nach etwa drei Stunden, in denen er scheinbar das ganze ehemalige
Weingut auf den Kopf gestellt hatte, wurde mir ein passendes Kabel überreicht!
Nachdem wir uns mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht und unser Reich in der 2. Etage
in Beschlag genommen hatten, war erst einmal Ausruhen angesagt. Da es wettertechnisch
ganz im Gegensatz zur Vorhersage nur ein tristes Grau in Grau gab, war das nicht die
schlechteste Idee von allen.
In diesem 480 Seelen-Dorf ist es wirklich herrlich ruhig. Einzig das Schlagen der großen
Standuhr im Flur oder der Kirchenglocke vom nahe gelegenen Kirchturm könnte zarte Gemüter
stören. Uns störten und stören sie nicht und so war es kein Wunder, dass wir recht schnell
in einen erholsamen Mittagsschlaf hinwegdämmerten. Natürlich nur, um zum Abendessen wieder
ausreichend fit zu sein.
Das war auch bitter nötig. Denn in dem fußläufig nur drei Minuten entfernten Lokal gab es Speisen, die unsere ganze Aufmerksamkeit erforderten. Nach einem Apéritif aus einem Brombeersorbet mit Vodka gab es Munsterkäse mit pochiertem Ei, serviert in einnem kleinen gusseisernen Töpfchen mit Deckel als Vorspeise. Zum Hauptgang für Andrea Perlhuhnbrust und für mich Poire de boeuf, dazu selbstgemachte Spätzle. Als Nachtisch schließlich für Andrea die unvermeidliche Crème Brûlée und für mich einen Coup Zazou, Eis mit Zwetschgen und Zwetschgenmus. Das Ganze wurde abgerundet durch einen unglaublich süffigen Pinot Noir Rosé. Es bleibt dabei: Das Elsass ist ein Schlemmerparadies. Einer der Gründe, warum es uns hierher verschlagen hat.
Was waren wir satt! Zu träge (und auch zu faul), noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zu unternehmen, verließen wir die Lokalität direkt in Richtung Schlafstätten, womit der Tag endgültig gelaufen war.
Am nächsten Tag sollte es nach dem von Bernard servierten Frühstück nach Strasbourg gehen.
Ich vermisste nicht nur das Kabel für das Akku-Ladegerät der Kamera sondern auch den
Induktivlader für meine Uhr. Also mussten wir ein Apfelkaufgeschäft aufsuchen und das
nächstgelegene ist in Strasbourg. Aber erst einmal war ein kleiner Einkauf im Super U
angesagt. Nur ein paar Getränke und Frischehaltefolie für den Kuchen. Der stand als
Willkommensgruß neben einer Flasche Cremant auf dem Küchentisch und drohte ob es des
nun wirklich schönen Wetters auszutrocknen.
Was Strasbourg anging, empfahl uns Bernard, die Abfahrt Baggersee zu nehmen (die heißt
wirklich so) und mit der Tram in die Stadt zu fahren. Da wir aber kein Sightseeing machen
wollten (das kommt später, wenn das Wetter nicht ganz so gut ist), entschieden wir uns für
die altbekannte Überraschungstaktik: Schnell rein in die Stadt, Teil kaufen und genauso
schnell wieder raus. So weit das vortreffliche Vorhaben.
Der erste Teil des Plans funktionierte einwandfrei. Schnell rein nach Strasbourg, Parkhaus
ganz in der Nähe des Stores geentert, Store geentert, Teil gekauft, Parkhaus wieder
aufgesucht. Schnell wieder … nee, das war’s dann auch mit schnell. Was kam, ist mir so
noch nie passiert: Ich fand das Auto nicht mehr!
Besser gesagt den Stellplatz. Wir hatten in der zweiten Tiefebene geparkt. Platz 296. Der
war aber nicht zu finden. Nirgendwo ging es in eine zweite Tiefebene bzw. dort, wo eine
Abfahrt zu finden war, war diese privaten Stellplätzen vorbehalten und mit einer Schranke
abgesperrt. Auch war jeder Abgang in die zweite Ebene mit einem Zahlenschloss abgesichert.
Somit kein Zugang! Ich bin aber doch durch keinerlei Absperrung gefahren!?!
Des Rätsels Lösung: Das Parkhaus gliedert sich in zwei voneinander getrennte Segmente ohne
direkte Verbindung. Man muss genau an der richtigen Stelle den richtigen Abgang nutzen, um in
das richtige Segment zu gelangen. Also nicht den schön beleuchteten Abgang gleich hinter dem
Store, der so viel einladender war als der dunkle Aufgang, den wir benutzt hatten, um das
Parkhaus zu verlassen. Vielmehr einen der älteren auf der anderen Seite des Platzes.
Hinweisschilder? Fehlanzeige! Hätte Andrea nicht eine Fahrerin gefunden, die Auskunft geben
konnte, wer weiß? Vielleicht würden wir noch immer in diesem Labyrinth umherirren. Na ja,
so wieder um eine Erfahrung reicher geworden und zum guten Schluss doch noch das Auto
gefunden. Das im falschen Segment bezahlte Parkticket war trotz der lang andauernden Odysee
auch noch gültig. Aber ich brauchte es gar nicht. Als wir an der Schranke ankamen, ging diese
direkt auf. Sehr wahrscheinlich haben uns die Bediensteten über die Videokameras beobachtet,
haben sich köstlichst über uns amüsiert und waren der Meinung, dass wir nach dieser Slapstick-
Nummer das Parkhaus direkt verlassen durften.
Nachdem wir nach diesem “Abenteuer” wieder glücklich in unserem vorübergehenden Domizil angekommen waren, hieß es - nach einer ausgiebigen Siesta - noch einmal den Super U aufzusuchen. Wir hatten uns entschieden, nicht Essen zu gehen sondern den Abend mit Baguette, kleinen Köstlichkeiten und Vin Rouge (zumindest für mich, Andrea bevorzugt Cidre) ausklingen zu lassen. Und was für ein Glück - hier in Frankreich gibt es natürlich den Saint Agur Blauschimmelkäse als Brotaufstrich. Einfach herrlich! Und so köstlich! Vor allem mit einem guten Glas Bordeaux!
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