Wandern um TaV
Zwei Touren zum Warmwerden

Heute wird es ein sehr kurzer Bericht. Er handelt von Wanderungen, die wir gestern und heute in unmittelbarer Nähe des Hauses begonnen haben und die uns ein klein wenig durch das waldige und von Weinbergen durchsetzte Hinterland führten.
Wie schon gesagt, im Gegensatz zum Anreisetag ist das Wetter seit Montag so, wie man es sich im Urlaub wünscht. Strahlend blauer Himmel, kein Wölkchen weit und breit und Temperaturen um 26°C bei einem eher lauen Lüftchen, wenn es denn wehen möchte. Das ideale Wetter, um entweder am Strand zu liegen oder die Wanderstiefel zu schnüren. Da es in Triembach-au-Val, kurz nur noch TaV genannt, an erstem in erheblichem Maße mangelt, kam und kommt für uns nur die zweite Möglichkeit in Betracht. Dank Komoot, einer App für sportbegeisterte Selbermacher, habe ich schnell eine Tour zusammengestellt, die zum einen nicht so viel Höhenmeter und zum anderen nicht zu viele Kilometer aufweist. Schließlich möchten wir den Weg ja gemeinsam gehen und wirklich trainiert sind wir seit Corona nicht. Dafür aber zu schwer. Bewegungsmangel lässt grüßen. Aber das soll ja nun alles anders werden. Was auch bitter nötig ist, denn das Frühstück besteht fast ausschließlich aus Süßem. Gefüllte Croissants, Stücke aus Hefeteig mit Zuckerglasur und Marzipan sowie Baguette in Scheiben für die selbstgemachte Marmelade. Das einzig gesunde ist der O-Saft und der frisch gepresste Apfelsaft aus eigener Herstellung.
Also sind wir gestern die erste Tour angegangen. Knapp 8 km und 240 Höhenmeter. Ganz ok für einen ersten Versuch, die müden Knochen wieder in Gang zu bringen. Da die Tour direkt am Haus beginnt, mussten wir als erstes einmal das kleine Dorf verlassen. Das hieß: Bergauf laufen. Und das nicht zu knapp. Niemand hat uns gesagt, dass die 240 Höhenmeter gleich zu Anfang zu bewältigen sind! Niemand! Auch nicht die App! Obwohl - hätte ich die Höhenringe beachtet, ich hätte es mir denken können. Aber die sind auch so klein und unscheinbar … und entsprachen auch nicht der gefühlt 45%igen Steigung. Ach was 45%, dass waren mindestens 100% 😆! Nun ja, so kamen wir gleich zu Beginn der Tour ganz schön ins Schwitzen. Aber als wir erst einmal um den Berg rum und damit im Schatten waren, wurde auch der Weg flacher und von da an war es nur noch ein angenehmes Wandern durch die Natur der Vogesen. Meist ging es durch den schattigen Mischwald. Mal an einem Flugplatz, mal an einem Sportplatz mitten im Nirgendwo vorbei. Auch das Gelände eines verlassenen Freizeitparks (hässliche Hütten ohne Charme) wurde überquert um schließlich durch den Wald Richtung TaV zu talpen. Nach knapp 9 Kilometern und 280 Höhenmetern waren wir dann wieder zurück und Andrea war froh, diesen Ausflug gut überstanden zu haben.
Da wir im Gegensatz zum ursprünglichen Plan, ein Tag wandern, ein Tag Pause,
das schöne Wetter auch heute für eine Wanderung nutzen wollten, wurde beim
Frühstück - es gibt jeden Morgen so ziemlich das gleiche - eine neue Tour
geplant. Die sollte aber kürzer sein und weniger Höhenmeter beinhalten, da
Andrea etwas Probleme mit einer Blase am Fuß hat. Wieder ging durch das Dorf
den Berg hinauf. Da wir einen anderen Abzweig wählten als gestern - man möchte
ja nicht immer den gleichen Weg gehen - war der Weg noch steiler, lag noch
länger in der prallen Sonne.
Diesmal ging es direkt am Flugfeld vorbei in die Weinberge. Natürlich
mussten wir hier auch noch den Schrann erklimmen. Auf dessen Kuppe steht ein
Birnbaum, dessen Früchte gerade richtig gereift sind und von dem wir uns als
willkommene Belohnung je eine Birne mopsten. Von da an ging es nur noch bergab.
Was des Kaufmanns leid ist des Wanderers Freud. Zumindest in diesem Fall. In
den Wenbergen wird Pinot in beiden Farben angebaut. Während der Blanche schon
abgeerntet ist, hingen die meisten Rebstöcke des Pinot Noir noch voll mit den
dunklen Trauben. Allerdings hörten und sahen wir in der Ferne einige Menschen,
die mit der Weinernte beschäftigt waren. Leicht erkennbar an den gelben Tonnen,
die oben an den Feldern lagen und für den Transport des kostbaren Guts
benötigt werden. Somit dürfte es auch um diese Trauben bald geschehen sein.
Dies waren übrigens die einzigen Menschen, die wir auf beiden! Wanderungen zu
Gesicht bekommen haben. Die Wälder werden derzeit wohl so selten aufgesucht,
dass wir gestern wie heute am Mittag Rotwild aufgeschreckt und somit zu Gesicht
bekommen haben. Wir fanden es überraschend, aber jedenfalls nicht unangenehm,
so allein im Wald unterwegs zu sein. Nach gut fünfeinhalb Kilometern und nur
219 Höhenmetern hatten wir auch diese Etappe gemeistert und dabei das Ziel,
weniger Strecke und Höhenmeter zu machen, auch noch eingehalten.
Vielleicht sollte ich noch kurz das Abendmahl erwähnen, dass wir heute in einem Lokal mit dem klangvollen Namen Sauloch zu uns nahmen. Zuerst die Lage: Mitten im Wald! Da es zu gut besucht war und natürlich wegen der Covid-19 Auflagen mussten oder durften wir mit einem Tisch im Freien vorlieb nehmen. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden und es ist mittlerweile September. Da wird es abends auch im Elsass schon etwas kälter. Aber wir hatten ja unsere Jacken mit und uns recht schnell an die Frische gewöhnt. Heute sollte das Essen nicht so üppig ausfallen, darum gab es als Vorspeise lediglich etwas Rohkost für mich. Andrea verzichtete, natürlich nur zugunsten einer Crème Brûlée zum Nachtisch. Zum Hauptgang bestellte sich Andrea ein Entrcôte vom Kalb mit Bratkartoffeln, während mir, den Namen des Lokals in Erinnerung rufend, die geschmorten Schweinebäckchen in dunkler Soße und Spätzle mehr zusagten. Oh war das wieder ein Gedicht an Genüssen! Wir beiden kamen mehr als gut damit zurecht! Diese dunkle Weinsoße mit Silberzwiebelchen und kleinen Pfifferlingen. Dazu die Bäckchen, die kein Messer sondern eher einen Löffel benötigten. Ach was war das wieder köstlich! Das ganze wurde übrigens mit einem Pinot Gris Grand Cru abgerundet. Sehr speziell aber auch sehr passend.
Da es von den Wanderungen nicht so viel zu berichten gibt und dieser Bericht somit, wie eingangs schon erwähnt, recht kurz ausfällt, hänge ich mal ein paar Fotos dran. Hier eine kleine Auswahl vom Haus und von der Gegend.
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