Berchtesgarden und Königsee

Tag 3 der Reise. Ein Tagesausflug mit dem Bus

Ralf

5 Min. Lesedauer

Berchtesgarden

Heute steht ein Tagesausflug nach Berchtesgarden und den Königsee an. Da dies nicht das erste Mal ist, dass wir diese Gegend sehen, entschließt sich meine Liebste, mich alleine loszuschicken. Nun ja, ganz alleine würde ich ja nicht sein. Die 36 Mitreisenden, unsere Reisebegleiterin Anne, der für die Tour gebuchte einheimische Führer, nennen wir ihn Hans, sowie der Busfahrer des hiesigen Busunternehmens sind auch dabei.

Hans ist eine Nummer für sich. Ganz so, wie man sich einen einheimischen Naturburschen aus dem Klischee- Katalog vorstellt. Geschätzt hab ich ihn auf gut über 70 Jahre. Dunkelbraune Lederstiefel, lederne Knickerbocker, eine Weste mit Hirschhornknöpfen, einem dunklen halblangen Filzmantel und einen Hut mit Gamsbart, der nicht wesentlich jünger als sein Besitzer schien. Also der Hut, der Gamsbart ist dann doch schon neueren Datums. Dazu zu die hellen und klaren blauen Augen, wie sie oft bei denen zu beobachten sind, die viel Zeit in der Natur verbringen. Auf Hans traf und trifft es immer noch zu, er war früher Förster und ist auch heute noch gerne und viel draußen unterwegs.

Also alle Reisenden rein in den Bus und auf geht’s nach Berchtesgarden. Ist keine lange Fahrt, liegt quasi um die Ecke. Auf der Fahrt erzählt Hans etwas von der Gegend, der Beschaffenheit des Abtenau umgebenden Tennegebirges (alles Kalkstein) und der hier früher weit verbreiteten Salzgewinnung. Außerdem noch über die Noriker, einer kaltblütigen Pferderasse, die in dieser Gegend der Alpen gezüchtet wird. Angeblich stammen sie aus der Zeit der Römer und sind von selbigen hier zurückgelassen worden. Eine kurze Recherche zeigt, dass diese These nicht haltbar ist. Aber trotzdem eine schöne Geschichte. Die knapp einstündige Fahrt ist durch die Erzählungen und einige eingestreute recht schlüpfrige Witze jedenfalls schnell vorbei.

In Berchtesgarden dann die erste Überraschung. Mehr für Hans als für uns. Er soll eine gut einstündige Stadtführung durchführen, bevor wir auf den Weihnachtsmarkt losgelassen werden. Davon weiß er aber nichts und ist natürlich auch nicht vorbereitet. Er kann und will uns aber einiges zum Schloss der Wittelsbacher und den beiden Kirchen erzählen und rein zufällig hat er auch sein Blasinstrument, ein Horn, dabei. Darauf will er uns einen Blasen, wie er sich ausdrückt.

In der Schlosskirche legt er dann auch wirklich los. Nach einigen Worten zum früheren Mönchstum und Altarschmuck beginnt er ohne Vorbereitung in der kalten Kirche zu spielen. Dabei wird nicht ein Ton auch nur einen Deut daneben gesetzt. Beeindruckend. Dann animiert er die Anwesenden dazu, ein bekanntes Kirchenlied anzustimmen und tatsächlich singen nicht wenige mit. Hans versteht es, sein Publikum in den Bann zu ziehen.

In der benachbarten Kirche dann in etwa das gleiche Schauspiel. Das war es dann aber auch für Hans. Mir erzählt er anschließend, dass er sich fragt, was er denn über Berchtesgarden hätte erzählen sollen. “Hier gibt es doch nichts anderes als das Schloss, die Schlosskirche und das (Schau-)Salzbergwerk.”. Nun, einer in Berchtesgarden ansässigen Person würde sicherlich noch das eine oder andere einfallen. Uns ist es egal, so kommen wir nur noch früher auf den Weihnachtsmarkt.

Während Hans sich aufmacht, den Hausberg zu erklimmen, begeben wir uns also auf den Weihnachtsmarkt. Viele kleine Buden in der Innenstadt von Berchtesgarden. Leider kann ich von ihnen keine Bilder liefern, da es unmöglich ist, etwas ohne fremde Personen festzuhalten. Und das Persönlichkeitsrecht erlaubt es nicht, ohne Einwilligung aller abgebildeten Person ein Bild zu veröffentlichen. Also beschränke ich mich auf eine kurze Beschreibung. Vorrangig wird das Holzschnitzerhandwerk aus der Gegend um Berchtesgarden in den Vordergrund gestellt. Meist kleinere, sehr fein ausgearbeitete Holzfiguren, teils bemalt, teils zum selbst bemalen stehen zur Auswahl. Daneben gibt es noch anderes Handwerk wie Weihnachtsschmuck, Tücher und Seifen, die feilgeboten werden. Dazu natürlich die Glühweinstände und einige wenige Buden mit meist heimischen Essenswaren. Kein Tandt, kein Kitsch. Die Buden sind alle recht schmal und passen so wundervoll in die schmalen Gassen der Berchtesgardener Innenstadt.

Allerdings ist die Innenstadt recht überschaubar und nach einer knappen Stunde habe ich den Weihnachtsmarkt schon zwei mal umrundet. Also ist es an der Zeit, einen Glühweinstand aufzusuchen und in Ruhe und Muße einen Glühwein zu trinken. Meine Wahl fällt auf einen Stand, der Feuerzangenbowle anbietet. Ich bestelle eine Tasse und stelle mich an einen freien Stehtisch, um das Treiben auf dem Markt zu beobachten. Nach fünf Minuten ist es allerdings vorbei mit der Ruhe. Petra und ihre Freundin, beide im gesetzteren Alter und ganz offensichtlich ortsansässige, gesellen sich zu mir. Es dauert nicht lange und wir sprechen uns mit Vornamen an. Bald stoßen noch eine weitere Dame und der Apotheker von gegenüber zu uns und es wird eine lustige, teils äußerst schlüpfrige Runde. Holla die Waldfee! Da wird kein Blatt vor den Munde genommen. Das ist Köln in Sachen Klatsch und Tratsch und Themen, die deutlich unter die Gürtellinie gehen, mindestens ebenbürtig.
Jedenfalls wird mir so die Zeit bis zur Weiterfahrt zum Königsee nicht lang und mit ein wenig Wehmut muss ich von dem Stehtisch-Klübchen am Feuerzangenbowlenstand Abstand nehmen. Bis das der Bus vom Königsee zurückkommt und mich aufsammeln könnte, ich hätte es bei deren Schlagzahl sicher nicht mehr bewusst erlebt. Also verabschieden wir uns und vereinbaren ein Wiedersehen für das nächste Jahr am Samstag vor dem 2. Advent. Na da weiß ich ja schon, was ich nächstes Jahr um diese Zeit mache.

Die Fahrt zum Königsee, die Bootsfahrt auf dem Königsee, St. Bartolomä und die Rückfahrt waren relativ ereignislos. Der Königsee selbst ist immer wieder und bei jedem Wetter sehenswert. Auch wenn sich diesmal der Watzmann hinter den Wolken versteckt, ist die Kulisse beeindruckend. Ein Grund, warum ich jede Gelegenheit nutze, um diese Bilder in mir aufzunehmen. Fotos können das nur bedingt wiedergeben, wecken aber die Erinnerungen.

Für den nächsten Tag steht “nur” eine Schlittenfahrt auf dem Programm. Mangels Schnee dürfte es sich wohl eher um eine Kutschfahrt handeln. Ich werde berichten.