Lago Maggiore

Intra Hafen

Ralf

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Haus am See

Wieder einmal geht es Richtung Süden. Schon das zweite Mal in diesem Jahr. Und wieder einmal fahren wir durch den Gotthard-Tunnel. Anscheinend haben wir im Mai nichts gelernt, denn wieder einmal stehen wir eine gute Stunde im Stau, weil die eine Röhre natürlich immer noch saniert wird und der gesamte Verkehr sich eine Röhre teilen muss. Bis auf diese Ausnahme ist die Fahrt nach Ghiffa am Lago Maggiore sehr entspannt. Wir haben diesmal keinen Übernachtungsstop eingeplant, bei knapp 800 km ist das nicht nötig. Da wir gegenüber dem ursprünglichen Plan erst einen Tag später und somit an einem Sonntag gefahren sind, waren auch kaum LKWs auf der Bahn. Die meiste Zeit konnte der Tempomat die Geschwindigkeit des Fahrzeugs bestimmen. Ein eher seltenes Glück.

Am Lago Maggiore angekommen, durften wir die Uferstraße am Westufer bis Ghiffa fahren. Dabei geht es an Locarno und Ascona, beides in der Schweiz, und an Cannobio (Italien) vorbei. Die Uferstraße ist sehr schmal, da zwischen See und aufragenden Felsen nur ein schmaler Streifen liegt. Gespann- und Wohnmobil-Fahrer dürften auf dieser Straße ihre helle Freude haben und sicherlich das eine oder andere Mal Blut und Wasser schwitzen.
So ähnlich erging es mir dann, als ich die Uferstraße verlassen und rechts in die Berge abbiegen musste. War die Uferstrasse schon schmal, waren die Bergstarßen eng. Richtig eng! Eigentlich nur Platz für ein Auto, aber Verkehr in beide Richtungen. Dabei nur selten Flächen, an denen man entgegenkommende Fahrzeuge passieren lassen kann. Und damit es nicht langweilig wird, hat es natürlich auch noch eine ordentliche Steigung und nicht einsehbare Kurven. Hier macht das kurze Hupen vor Kurven noch richtig Sinn! Die Zufahrt zu unserer Wohnung ist keinen Deut besser. Ein kleiner fieser Schwenker lässt einem die Wahl, ob man sich rechts am Felsen oder links an der Hauswand das Blechkleid ruiniert. Wenn man beides nicht mag, bleibt noch der Wasserhahn am Kurvenausgang. Aber bis jetzt ist noch alles gut gegangen.

Die Wohnung ist gediegenes Mittelmaß. Kein Luxus, aber alles vorhanden was benötigt wird. Was an Luxus fehlt, wird durch den Seeblick wett gemacht. Von jedem Fenster auf der Seeseite kann man auf den See blicken. Ein kleiner Balkon lädt zum verweilen ein - wären da nicht diese klappbaren Holzstühlchen, die man aus dem Garten kennt. Selbst mit Kissen kann man dort nicht allzu lange sitzen. Aber der Blick auf den See lässt die Schmerzen am Po für eine gewisse Zeit vergessen.

Nach unserer Ankunft haben wir am nächsten Tag erst einmal nichts getan. Zehn Stunden Auto fahren am Vortag haben die Lust auf Aktivitäten stark eingeschränkt. Natürlich sind wir mit dem Auto zum Einkaufen nach Intra gefahren. Natürlich war es dank der engen Straßen ein Erlebnis für den Fahrer und der blanke Horror für die Beifahrerin. Aber alles ging gut und so gab es am Abend das verdiente Glas Vino tinto, mit Baguette und Käse als Beilage. Dolce Vita pur.

Am heutigen Tag sollte es gegenüber den Tagen zuvor bewölkt bleiben - und blieb es auch. Darum haben wir uns vorgenommen, die Strecke nach Intra einmal zu Fuß zu gehen. Gut 140 Höhenmeter Unterschied zwischen Wohnung und Seeufer. Runter kein Problem. Aber rauf? Doch bevor wir aufbrechen konnten, mussten wir erst einen besonderen Gast mit freundlichem Nachdruck der Wohnung verweisen. Ein riesiger Skorpion von etwa 3cm Länge hatte sich im Badezimmer unter der umgeklappten Badematte versteckt. Diese nachtaktiven Tiere mögen das Tageslicht nicht so besonders. So wurde er durch das Umlegen der Badematte unsanft geweckt und versteckte sich schnell hinter der Heizung an einem Holzbein. Dabei rollte er sich zusammen und war nur noch ein kleiner schwarzer Fleck. Wir haben ihm eine kleine Schüssel übergestülpt und diese mit Papier von unten abgedeckt. So gesichert konnten wir ihn dann in die große weite Welt entlassen. So ein Skorpion ist übrigens selten gefährlich. Die hiesigen haben ein Gift, dass in der Wirkung dem eines Bienenstichs ähnelt. Für Nichtallergiker also zwar unangenehm, aber harmlos.

Nachdem das gute Tier bestens versorgt war, ging es also zu Fuß nach Intra. Im Ort haben wir Karten für eine Schiffstour am Donnerstag gekauft. Da geht es zur Einsiedelei Santa Caterina del Sasso - ich werde berichten. Nach einem Cappucino, einem Wasser und einer kleinen Stärkung in einem Café direkt am See ging es nun wieder zurück zur Wohnung. Eine nicht enden wollende Steigung, die wir aber ruhigen Schrittes beharrlich erklommen haben. Oben angekommen stellten wir fest, dass es nicht so schlimm war wie angenommen. Mein Vorschlag, dies dann doch jeden Tag zu tun, wurde leider durch aktives weghören total ignoriert. Ok, morgen wird das auch nichts. Da fahren wir nach Cannobio und dann weiter zurück in die Schweiz und am Ostufer runter bis auf die Höhe von Laveno. Von dort mit der Autofähre rüber nach Intra. Ich hoffe auf viele gute Bilder.