Svolvær

Vierter Halt: Svolvær

Ralf

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Ausflug nach Henningsvær

Noch während wir schliefen, legte das Schiff früh morgens in Solvær auf den Lofoten an. Von der Überfaht vom Festland zur Inselgruppe habe ich nicht viel gemerkt. Meine Liebste merkte zwar an, dass das Schiff in der Nacht einige Male ordentlich gerollt wäre, aber sie hätte trotzdem gut geschlafen. Sach ich doch. Hurtigruten is wie Bus fahren!

Apropos Bus fahren. Heute direkt nach dem Frühstück ging sie los, unsere erste gebuchte Tour. Bei völliger Dunkelheit und fiesem Regen bestiegen wir um 10 Uhr den uns zugewiesenen Bus. Drei Busse wurden für diese Tour eingesetzt. Ziemlich viel Leute also. Und alle konnten es kaum erwarten, im Regen und Dunklen durch ein Fischerdorf talpen. Hört sich nämlich nicht gerade nach einem riesigem Spaß an. Und um uns die Vorfreude vollends zu vermiesen, erzählte unser Guide noch, dass es in dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter gar nicht hell werden würde. Selbst das Dämmerlicht würde ausbleiben. Beste Voraussetzungen für die Erkundung von Cafés, aber nicht von malerischen Fischerdörfern.

Wie unberechenbar das Wetter hier oben im Norden ist, wurde uns klar, als wir am Zielort ankamen und aussteigen mussten. Der Regen war plötzlich weg! Und der angekündigte starke Wind war auch nur ein eher mäßiges Lüftchen. Was hier wirklich fehlte, war Schnee. Die Berge ringsum hatten zwar alle etwas Weiß auf den Kappen, aber ansonsten kein Schnee weit und breit. Es waren sogar milde 4°C, eine Temperatur, bei der Norweger gefühlt in T-Shirt und Badehose herumlaufen. Auch hierzu hatte der Guide etwas zu sagen: Diese hohen Temperaturen sind in diesen Breiten im Dezember durchaus üblich. Der Golfstrom machts möglich. Hallo? Wir sind hier deutlich über dem Polarkreis! Golfstrom hin oder her. Was haben da Temperaturen über 0°C im Dezember zu suchen? Nichts! Rein gar nichts!! Zumindest, wenn es nach mir ginge.

Ok. Das Wetter war aslo so, dass man das Dorf tatsächlich zu Fuß erkunden konnte. Bei einem Dorf mit 517 Einwohnern, verteilt auf zwei kleine Inseln, die seit 1934 mit einer Mole verbunden sind, ist das schnell erledigt. Da sich tatsächlich auch der Himmel aufhellte, also etwas grauer wurde statt schwarz zu bleiben, konnte ich auch ein paar Fotos mit der geliehenen Kamera machen. Die Fotos wurden von der Kamera deutliche heller gemacht, als es in wirklichkeit war. Das ist aber auch gut so, weil sonst alle Farben in dem Grau abgesoffen wären. Nach eineinhalb Stunden ging es wieder zurück zum Schiff. Die Fahrt wurde nur durch einen Foto-Stop an einer der größten Holzkirchen Norwegens, sie fasst 1.500 Personen, unterbrochen. Die auf Halbmast gesetzte Fahne außen zeigte an, dass in der Kirche eine Trauerfeier stattfand. Betreten also unerwünscht, weil pietätlos. Entsprechend kurz war der Stop. Am Schiff angekommen begrüßte uns wieder der Regen, der hier nie aufgehört hatte und zwischendurch wohl noch viel heftiger war. So berichteten zunindest die vor Ort gebliebenen.

Da es nicht mehr lange hell genug sein würde, um die vorbeiziehende Landschaft zu genießen, habe ich nach dem Ausflug mit, Kaffee und Laptop bewaffnet, direkt einen der gemütlichen Panoramasessel geentert. Meine Liebste hatte es vorgezogen, lieber noch etwas an der Matratze zu horchen.
Auch heute noch faszinieren mich diese teils so plötzlich aus dem Wasser schießenden schroffen Felsformationen kleinster Inseln, auf denen gerade mal eine Person Platz fände. Ebenso die steilen Bergzüge auf den etwas größeren Inseln. Ein Anblick, an dem ich mich nicht satt sehen kann.
Leider viel der Vorhang zu diesem abwechslungsreichen Schauspiel nur zu schnell. Die Polarnacht lässt nicht viel Licht zu und so verschwand schon bald das Grau des Himmels und machte tiefer Schwärze Platz. Schade! Bei meiner letzten Reise im Februar 2013 konnte ich mich wesentlich länger der Ruhe der Landschaftsbilder hingeben. Und es gab auch mehr Schnee!

Damit war der heutige Tag abgehakt. Noch schnell die Veranstaltung mit dem Rückblick auf gestern und dem Ausblick auf morgen besucht, etwas essen, den Bericht schreiben und dann ab ins Bett. So der Plan. Die ersten zwei Punkte hielten sich auch an die Vorgabe. Aber kaum, dass wir die Kabine betraten und anfingen, es uns gemütlich zu machen, kam die Durchsage: Polarlichter an Steuerboard. Also wieder raus und Polarlichter sehen. Erst konnte man sie gar nicht richtig erkennen, denn sie tanzten über den Wolken. Dann aber gab es die eine oder andere Wolkenlücke und ich konnte doch noch ein paar Fotos schießen.
Polarlichfotos verlangen einiges an Nacharbeit, wenn man kein Profiequipment mit Objektiven für mehrere tausend Euro besitzt. Aber ich denke, es hat sich gelohnt, die Arbeit zu investieren. Im Gegensatz zu meiner ersten Begegnung mit dem Polarlicht waren hier zusätzlich viele Wolken im Spiel, was die Bilder auch ein wenig spannend macht, weil sie von den sonst üblichen und bekannten Darstellungen abweichen. Ich hoffe aber trotzdem, dass wir bei der nächsten Sichtung etwas weniger Wolken und ein kräftigeres Polarlicht zu sehen bekommen. Dann hat nämlich auch meine Liebste etwas davon, der es nämlich schwer gefallen ist, die Aurora Borealis in diesem Gemisch zu erkennen.

Morgen sind wir in Tromsø und nehmen an einer längeren geführten Tour Teil. Da die Tour erst um 12 Uhr beginnt, kann es passieren, dass ich morgen einen nur kurzen Bericht schreibe, ihn aber mit viele Fotos spicke. Wir werden sehen …

Auch in diesem Bericht gibt es wieder einige Fotos. Obwohl die Fotos gut ohne Bildunterschrift zuzuordnen sind, nämlich zuerst ein paar Vergleichsaufnahmen mit der geliehenen Kamera, dann Hennigsvær, unsere Polarsirkel Sertifikate und das Polarlicht, verzichte ich heute mal nicht auf die Bildbeschriftung.