Narvik

Ralf zu Fuß unterwegs

Ralf

4 Min. Lesedauer

Narvik, Erzhafen und Zentrum der Kommune Narvik

Eigentlich wollte ich heute keinen Bericht schreiben. Da morgen aber ein kompletter Tag auf See angesagt ist, was noch langweiliger als Narvik ist, habe ich mich entschlossen, mir zumindest ein paar Zeilen aus den Gehirnwindungen zu quetschen.
Unser heutiges Ziel ist der Hafen von Narvik im Ofotfjord. Für Narvik haben wir keine Ausflüge gebucht, da für uns nichts passendes dabei war. Außerdem weiß die Geschichte über nichts anderes als den Aufbau des Eisenerz-Umschlagplatzes und die Schlacht im zweiten Weltkrieg um denselben zu berichten. Darum auch mein ursprünglicher Impuls, nichts zu schreiben.

Nun denn: Auf dem Weg nach Narvik habe ich einige Fotos dieser wunderbaren norwegischen Fjord- und Scherenlandschaft gemacht. In Verbindung mit dem diffusen Licht der ach so finsteren Polarnacht ein Traum.

Dabei möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die Aussage, dass in diesen Breiten zu dieser Jahreszeit ständige Finsternis herrscht, ein Mythos ist. Ja, die Sonne geht nicht auf. Will heißen, sie schafft es nicht, auch nur ein Fitzelchen ihrer Kugel über den Horizont zu bekommen. Klar, sind ja auch Berge davor 😉. Aber sie steht eben für eine gewisse Zeit kurz unter dem Horizont. In dieser Zeit wird es dann hell genug, um von Tageslicht sprechen zu können. Die Lichtstimmung, die dann erzeugt wird, ist schon etwas besonderes und wird von den Norwegern heiß geliebt. Immer wieder schwärmen sie in den höchsten Tönen von diesem Licht. Allerdings ist die Zeitspanne der Helligkeit recht kurz. Heute zum Beispiel begann das Einsetzen der Dämmerung berits um kurz vor zwei. Um drei war es dann schon wieder vorbei mit dem Sonnenlicht.
Nun sehen die Bilder aber meistens so aus, als wäre es normal hell. Dem ist aber nicht so. Die Kamera hellt die Bilder auf, damit die Details besser zum Vorschein kommen. Würde sie nicht aufhellen, bekämen wir nur einen Brei aus dunklen Tönen zu sehen, in dem wir nichts genaues erkennen können. Stellt euch also vor, in wirklichkeit wäre es nur halb so hell. Dann passt es etwa.

In Narvik angekommen, habe ich mich zu Fuß auf den Weg ins Zentrum gemacht. Ich hatte schließlich erst gestern aus heimatlichen Gefilden den Auftrag bekommen, drei Dosen Backpulver und drei Dosen Vanillezucker der Marke Freia zu besorgen. Auf dem gut einen Kilometer langen Weg zum Supermarkt konnte ich mir ein zumindest oberflächliches Bild von Narvik machen. Geprägt vom aus Schweden kommenden und hier auf Schiffe verladenen Eisenerz ist der Hafen eher ein Industriehafen. Fischerboote habe ich nicht gesehen. Unser Dampfer wirkte fast wie ein Fremdkörper.
Auch fehlten mir am Ufer die für Norwegen so typischen bunten und pitoresken Holzhäuser. Es dominierten die in unseren Breiten beliebten wenig charmanten rechteckigen Kastenbauten. Aber nun weiß ich zumindest, wo der Artic Train abfährt. Das ist ein Touristenzug, der durch die atemberaubende Landschft Norwegens Richtung schwedischer Grenze und zurück fährt. Eine Strecke, die gerne einmal fahren würde. Vielleicht wird es ja noch was. Wer weiß?

Ich bitte zu beachten, dass meine Beurteilung von Narvik auf einer sehr dünnen Datenbasis beruht. Schließlich sah ich auf meinem Ausflug nur einen kleinen Teil der Stadt. So gab es am gegenüberliegenden Ufer eine Siedlung, die durchaus meinen Vorstellungen von nordnorwegischer Wohnkultur entsprechen könnte. Sie war aber zu weit entfernt, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen.

Zum guten Schluss hatten wir auch heute wieder Nordlichter. Bilder davon habe ich aber keine mehr gemacht, da sich die Erscheinung nicht so besonders von den anderen abhob. Wichtig war nur, dass sie sich so deutlich abzeichneten, dass auch meine Liebste sie mit den eigenen Augen sehen konnte. Und dafür hatte es diesmal endlich gereicht.

Morgen werde ich wie erwähnt keinen Bericht schreiben. Es sei denn, der Vortrag über die norwegische Weihnachtskultur bringt Erkenntnisse, die ich unbedingt und sofort weitergeben muss. Vielleicht mache ich auch noch ein paar Wichtelbilder dazu. Lasst euch überraschen. Spätesten Übermorgen werde ich aber wieder Schreiben. Dann steht ein Ausflug mit dem goldenen Zug auf dem Programm, über den ich berichten muss.