Åndalsnes

Fahrt mit dem goldenen Zug

Ralf

5 Min. Lesedauer

Einen Tag auf See

Nach Narvik hieß es nun einen ganzen Tag auf See zu verbringen. Kein Stop, der Ablenkung versprach. Nur das monotone Vibrieren der Sschiffsmotoren und endlos viele Durchsagen des Event-Teams. Schließlich wird an Bord für Beschäftigung der Kundschaft gesorgt. Leider war es nur so, dass die einzige Veranstaltung, die uns interessiert hätte, kurzerhand auf den nächsten Tag verlegt wurde. Was also tun? Richtig! Tass Kaff und bequeme Sitzplätze im Ausguck geentert. Auf mindestens einer Seite gab es ja Ufer mit Landschaft zu sehen. Und das Wetter spielte auch mit. Es gab jede Menge Sonnenschein - für nordische Verhältnisse. Die Sonne schaffte es bereits knapp ganz über den Horizont, so weit südlich waren wir schon. Die Sonnenscheinperiode war zwar nicht von langer Dauer, dafür belohnte uns der Stern mit prächtigen Farben beim Sonnenuntergang. Da konnte ich dann doch nicht anders und habe schnell drei Fotos für das Album gemacht. Mit diesen Bildern startet die heutige Bildergalerie.

Åndalsnes

Nach einer Nacht mit viel Schlaf - ich hatte ja schreibfrei - gingen wir heute Morgen in Åndalsnes (dem Åndal sein Nest 🤣) vor Anker. Åndalsnes liegt am Isfjord, der wiederum ein Arm des Romsdalsfjord ist. Die Umgebung ist sehr malerisch, insbesondere die schneebedeckten Berge. Unsere Anlegestelle war nur einen Steinwurf von der Romsdalen Gondelbahn und dem Bahnhof entfernt. Die Romsdalensgondolen bringen einen auf die in 708 m ü. M. liegende Bergstation mit Café und Restaurant. Die Fahrt hin und zurück kostet stolze 460 NOK pro Person, umgerechnet etwa 46€. Mit 92€ war uns das ein bisschen viel Holz.
Der Bahnhof ist eine Endhaltestelle der Raumabane, ausgezeichnet als eine der schönsten Bahnstrecken Europas. Sie beginnt in Dombås auf 659 Metern über dem Meerespiegel und endet nach 114 Kilometern in Åndalsnes am Fjord. Der zu bewältigende Höhenunterschied erforderte einige Bauliche besonderheiten. So gibt es zwei Spitzkehren, die den Zug serpentinenartig ansteigen lassen. Eine stramme Leistung, wenn man bedenkt, dass auf den ersten 57km von Åndalsnes aus gesehen bereits 571 Höhenmeter überwunden werden.
Die Bahnstrecke führt vom Fjord durch das Romsdal und folgt dem Fluß Rauma, um schließlich hinter Bjorli dem Fluß Lågen zu folgen. Der erste Streckenabschnitt von Åndalsnes bis Bjorli ist dabei der spektakuläre Teil, weil sich die Rauma durch teilweise tiefe Schluchten ihren Weg bahnt. Unter anderem findet man hier die höchste sekrechte Wand Nordeuropas, die Trollveggen.
Hört sich toll an, nicht wahr? Da möchte doch gerne mal langfahren, oder? Genau das hatten wir heute auf dem Programm. Eine Zugfahrt mit dem Golden Train bis hinauf nach Bjorli und zurück. Vom milden Golfklima in die kontinentale Klimazone des norwegischen Hochlandes. Ein heute zu erwartender Temperaturunterschied von -11°C, in Åndalsnes -1°C, in Bjorli -12°C. Dazu schönstes Wetter, dass uns die spektakuläre Ausblicke versüßen sollte. Was will man mehr?

Gar nichts, muss ich sagen. Diese Fahrt hat unsere Erwartungen übertroffen. Weit übertroffen. Die Ausblicke waren tatsächlich grandios. Das Licht zum Teil phänomenal und die Erklärungen der deutschen Reiseleiterin umfassend. Schade nur, dass zu dieser Jahreszeit die Sonne nicht hoch genug kommt, um die Szenerie noch besser zu beleuchten. So war es etwas schwierig, aus dem fahrenden Zug gute Bilder zu schießen.Gehalten wurde nur in Bjorli, ansonsten wurden einige Passagen etwas langsamer durchfahren. Ein Kompromiss, da unser Sonderzug sich die eingleisige Strecke mit dem normalen Linienverkehr teilen muss. Aber manchmal ist es auch besser, die Bilder mit den eigenen Augen und nicht durch den Sucher einer Kamera zu sehen. Trotzdem ist doch einiges zustande gekommen. Allerdings kann man die wahren Dimensionen erst richtig abschätzen, wenn man dieses Stück unglaublicher Natur live gesehen hat. Wir haben es und sind froh, die Gelegenheit genutzt zu habe.

Ach ja - noch ein Nachtrag zum Zug. Warum Golden Train? Er soll an die Aktion im zweiten Weltkrieg erinnern, mit der die Goldreserven Norwegens über genau diese Bahnstrecke vor den Deutschen in Sicherheit gebracht werden sollte. Man wollte das Gold über Lillehammer nach Åndalsnes bringen und dann auf ein Schiff verladen. Kurz vor Åndalsnes bombadierten deutsche Flieger den Zug, der sich darauf hin für mehrere Tage in einem der Tunnel für die Kehren versteckte. Leider musste sich auch das Schiff in Sicherheit bringen und den Fjord verlassen. Später wurde das Gold vom Zug auf LKWs und viele private PKWs verladen und so in Sicherheit gebracht. Es soll nicht ein Gramm Gold verloren gegangen sein.

Nun sind wir auf der Fahrt nach Bergen, unserem letzten Halt vor Hamburg. Für morgen haben wir einen Rundgang durch den Hanse-Teil der Stadt gebucht. Wenn das Wetter mitspielt, hoffe ich auf schöne Bilder. Sollten wir nach dem Rundgang noch Zeit und Muße haben, fahren wir noch mit der Seilbahn auf den Hausberg. Die Aussicht von dort oben ist sicherlich nicht schlecht. Nun ist Bergen aber auch die regenreichste Stadt Europas. Hoffen wir, dass uns die Trolle gewogen sind und nicht mit Wasser nach uns werfen.

Da morgen auch schon Heiligabend ist und mein Bericht über Bergen sicherlich erst übermorgen veröffentlicht wird, wünsche ich euch schon jetzt ein frohes Fest. Mögen alle eure Wünsche in Erfüllung gehen. Und denkt bitte daran:
Seid lieb zueinander!