Bergen

Hauptstadt des Regens

Ralf

4 Min. Lesedauer

Letzter Halt vor Hamburg: Bergen

Nun wird er geschrieben, der letzte Bericht unserer Norwegenreise in 2025. Er fängt damit an, dass uns das überaus freundliche Personal schon zum Frühstück mit einem “God Jul”, ausgesprochen “Gud Jül”, begrüßte, was so viel wie “Frohe Weihnachten” bedeutet. Einige Bedienstete trugen schon seit Tagen weihnachtliche Aufsteckgeweihe in Elchform oder ähnliches auf dem Kopf. Sie hatten sichtlich Spaß dabei. Auch heute durfte dieser Schmuck nicht fehlen.

Während des Frühstücks liefen wir in Bergen ein. Wir hatten also nur noch wenig Zeit, um uns für die gebuchte Führung fertig zu machen, denn 15 Minuten nach dem Anlegen sollte es schon losgehen. Wir waren natürlich trotzdem rechtzeitig am Treffpunkt. Aber hier begann das Elelnd. Unser Guide sprach so leise und ging so schnell, dass meine Liebste schon nach 50 Metern genug hatte und umkehrte. Die richtige Entscheidung. Die Führung sollte das alte Hanse-Viertel im Fokus haben. Doch verbrachten wir die erste knappe Stunde in der dem Schiff gegenüberliegenden alten Festung und wurden mit Geschichtsfakten alter Könige und Statuen bombadiert. Für mich vollkommen uninteressant, da zudem ziemlich nüchtern rübergebracht. Der Kandidat bekam 0 Punkte.

Nachdem wir die Festung verlassen hatten, ging es erst einmal so weiter. Hier eine Kirche, da ein Hotel und dort eine Brüste. Echt langweilig. Dererlei Fakten hat man doch sowieso in zwei Stunden wieder vergessen. Warum also so etwas?
Dann ging es endlich ins alte Hanse-Viertel. Und tatsächlich erfuhren wir ein wenig über das Leben der Hanseleute. So durften zum Beispiel die jungen Männer aus Deutschland hier nichts mit den einheimischen Frauen haben, geschweige denn ans Heiraten denken. Wurde gegen die Regeln verstoßen, war die zur Bestrafung der Missetat ein Faß Bier berappen. Hört sich eher nach studentischem Regelwerk denn nach einem Gesetz an. Sie galten aber wohl für alle für die Hanse tätigen Männer.
Ein weiterer Fakt: Es gab nur in speziellen Aufenthaltshäusern ein offenes Feuer und damit Wärme und warmes Essen. Geschlafen werden durfte hier nicht. Die eigentlichen Schlafhäuser und Kammern waren alle unbeheizt, Kerzen oder anderes offenes Licht war nicht erlaubt. Diese sehr strengen und unbequemen Regeln dienten dem Brandschutz, da Holzhäuserbekanntlich gut brennen. Ein Schicksal, das auch Bergen und das Hanse-Viertel heimgesucht hat. Zum Teil ist heute noch sehen, wo die alten Häuser gestanden haben. Die Stellen wurden mit roten Pflastersteine markiert und sind bis heute nicht bebaut.

Ein weiteres lustiges Anektdötchen gibt es zu einem Schild mit der Aufschrift “Bossrom” auf einer Tür, die mit drei Schlössern gesichert ist. Viele denken vielleicht, dass hinter dieser so stark gesicherten Tür sicher ein wichtiger Chef hausen muss. Aber weit gefehlt. Es ist nicht der Raum einer Führungsperson sondern der Müllraum. Manchmal kann einen das Norwegische auch in die Irre führen.

Noch eine Kirche und noch ein paar Denkmäler später war die Führung endlich zu Ende. Nach gut zweieinhalb Stunden war mir kalt, weil wir mehr gestanden haben als dass wir in Bewegung waren. Ich wollte nur noch zurück auf’s Schiff. Die Fahrt mit der Standseilbahn auf den Hausberg habe ich mir gespart. Schöne Motive wären erst entstanden, wenn die Lichter in und an den Häusern eingeschaltet würden. Dafür war es aber noch zu früh und zu hell. Eine spätere Bergfahrt ließ sich nicht mit der Abfahrtszeit unseres Schiffes vereinbaren. Ich wollte schließlich nicht allein in Bergen zurückbleiben. Dafür ist es mir hier nicht schön genug. Dann doch lieber in Tromsø oder noch weiter nördlich.

Erst einmal auf dem Schiff, wurde schnellstmöglich eine gehörige Menge Kaffee fällig. Während des Genießens des heißen, mit Milch vermengten Bohnenwassers musste ich für mich feststellen, dass eine so rechte Weihnachtsstimmung einfach nicht aufkommen wollte. Das Abendessen wurde als Buffet mit freier Tischwahl serviert. Das bedeutete Streß bei der Tischsuche, zumal wir mit unseren festen Tischpartnern zusammensitzen wollten. Später sollte es in der Bar noch Live-Musik von einem Alleinunterhalter geben. Selbiger trällerte schon seit mehreren Abenden vor sich hin. Besinnlich geht anders. War also auch nix. Was mir fehlte, war ganz klar die Familie. Darum freue ich mich nun auch auf unser die Kinder und unser zu Hause. Weit ist es ja nicht mehr. Wir haben mittlerweile die offene See erreicht und werden, wenn alles glatt läuft, Freitagmorgen den Hamburger Hafen erreichen. Ausschiffung ist dann sehr wahrscheinlich gegen 09:45 und danach geht es die gut 400 km Richtung Heimat.

Und damit ist er auch schon zu Ende, der letzte Bericht. Natürlich kommen jetzt noch die Bilder. Viel Spaß damit und schöne Feiertage 🎄!